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Der Autor John Williams.
Legende: Sein Roman «Stoner» ist eine grandiose Geschichte. Special Collections – University of Arkansas Libraries

Literatur «Stoner»: Im Strudel von Gemeinheiten

Bei seinem Erscheinen 1965 erhielt der College-Roman «Stoner» von John Williams wenig Echo. Jetzt wird der US-Klassiker neu aufgelegt und begeistert Publikum und Kritiker. Als «absoluten Glücksfall» beschreibt Übersetzer Bernhard Robben das Werk.

Der Inhalt von «Stoner» ist rasch zusammengefasst: John Williams erzählt hier die Geschichte des sympathischen, bescheidenen und integren William Stoner, der sich vom Bauernbub zum Literaturprofessor emporarbeitet, nie die Uni wechselt und ein Leben lang gegen Demütigungen und Schikanen ankämpfen muss.

Was auf den ersten Blick auf einen eher langweiligen und depressiven Roman schliessen lässt, ist in Tat und Wahrheit eine grandios geschriebene Geschichte, die uns Leserinnen und Leser von der ersten Seite an verführt. Denn John Williams wirft – am Beispiel seines Helden – existentielle Fragen auf: Was heisst eigentlich ein gelungenes Leben? Dürfen wir überhaupt Erwartungen stellen? Welche Rolle spielt das Schicksal? Und inwiefern sind wir für unsere Niederlagen mitverantwortlich?

Grosse Eindringlichkeit

Ohne Larmoyanz und Effekthascherei, aber mit einer solch psychologischen Eindringlichkeit, dass einem beim Lesen zuweilen der Atem stockt, treibt der Autor die Geschichte vorwärts. «L'enfer - c'est les autres», «die Hölle, das sind die anderen»: Dieser legendäre Satz von Jean-Paul Sartre könnte wie als Motto über dem Roman stehen.

William Stoner, der an das Gute glaubt, die Literatur über alles liebt und gradlinig seinen Weg geht, wird sukzessive zermürbt und an die Wand gedrückt. Wolken ziehen zuerst im Privatleben auf. Seine Ehe mit Edith steht von Beginn weg unter einem schlechten Stern: Der Sohn aus bäuerlichen Verhältnissen findet nie den Draht zur verwöhnten Tochter aus dem Upper-Class-Milieu. Später wird Edith alle Register ziehen, um ihrem Ehemann den Alltag zu vergällen.

So muss der Roman klingen

Sendung zum Thema

Aber auch am College gerät William Stoner zunehmend in einen Strudel von Intrigen, die er mit bewundernswerter Sanftmut erträgt. Übersetzer Bernhard Robben sieht Stoner nicht als Kämpfernatur, sondern als typischen Land-Menschen: «Farmer lernen die Launen der Natur zu erdulden; sie akzeptieren, dass nicht sie über gute oder schlechte Ernten zu entscheiden haben.»

Bernhard Robben hat schon viele Werke von bedeutenden Autoren aus dem Englischen übertragen – u. a. Werke von Salman Rushdie, Ian McEwan, Hanif Kureishi und John Burnside. Aber selten habe er einen so grossartigen Text wie «Stoner» in den Händen gehalten: «Ein absoluter Glücksfall!

Buchhinweis

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John Williams: «Stoner». Aus dem Amerikanischen von Bernhard Robben. dtv, 2013.

«Stoner» als Hörbuch : Gelesen von Burghart Klaussner. D.A.V. – Der Audio Verlag, 2013.

Schon auf der ersten Seite hatte ich die Stimme im Ohr und wusste genau: So sollte der Roman auf deutsch klingen.» Er sei drei Monate intensiv mit der Übersetzungsarbeit beschäftigt gewesen und habe am Schluss richtig Mühe gehabt, diesen liebenswürdigen William Stoner wieder loszulassen. «Ein stilles Buch, das ein wohltuendes Gegengewicht zu unserer hektischen Welt darstellt», erklärt Bernhard Robben das Erfolgsgeheimnis.

Warum wehrt er sich nicht?

Bernhard Robben weiss von vielen Leserinnen und Lesern, «die fast aus der Haut fahren, weil sie es nicht ertragen, dass sich Stoner so gar nicht zu wehren scheint.» Aber der Übersetzer sieht darin keine Schwäche seines Helden, im Gegenteil:«Es gibt immer Gründe, warum er nicht zurückschlägt. Letztlich ist seine eigentliche Kraft, dass er sich mit dem Erdulden durchsetzt und am Ende auf stoische Weise auch triumphiert.»

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