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Literatur-Tipps Spannendes aus Spanien: Diese fünf Bücher sollten Sie kennen

Sergio del Molino: «Leeres Spanien»

Millionen Touristen kommen jedes Jahr nach Spanien, und fast alle reisen an die Küsten oder in die Grossstädte. Dort lebt auch 80 Prozent der Gesamtbevölkerung. Der Rest ist über das riesige, leere Land verstreut. Jeder Reisende im Schnellzug stellt das fest: hunderte Kilometer, aber keine Stadt in Sicht.

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«Leeres Spanien» von Sergio del Molino
aus Kultur-Aktualität vom 20.10.2022. Bild: IMAGO / Panthermedia
abspielen. Laufzeit 3 Minuten 27 Sekunden.

Wie kam es zu dieser ungeheuren Landflucht? Was sind die Auswirkungen? Das erzählt Sergio del Molino in einem fesselnden Sachbuch. Er entlarvt Mythen und Lügen, das extreme Ungleichgewicht und die kulturellen Vorurteile gegenüber den Zugezogenen.

Das Echo auf diese Analyse war immens: Seitdem steht das Problem auf der Agenda aller Politiker.

Buchhinweis

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Sergio del Molino: «Leeres Spanien. Reise in ein Land, das es nie gab». Wagenbach, 2022.

Irene Vallejo: «Papyrus»

Ein Überraschungserfolg, der in 30 Sprachen übersetzt wurde: Dieser Besteller erzählt die Erfindung des Buches in der Antike, vom Papyrus über das Pergament bis zum Papier.

Irene Vallejo erläutert die Bedeutung der Bibliotheken – angefangen mit Alexandria bis zum Untergang Roms – für die Entstehung der Demokratien.

Papier mit gezeichneten Figuren und Schriftzeichen
Legende: Vom Papyrus zum Papier: Irene Vallejo erzählt von der Erfindung des Buches in der Antike. IMAGO / Panthermedia

Ihr Wissen über jene Jahrhunderte mischt sie mit Assoziationen zu aktuellen Ereignissen und vertritt die Überzeugung, dass Bücher reale Macht haben. Beweise dafür liefert sie zuhauf. Damit verblüfft und fasziniert sie die Leserinnen und Leser, die ihr begeistert folgen.

Buchhinweis

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Irene Vallejo: «Papyrus. Die Geschichte der Welt in Büchern». Diogenes, 2022.

«Spanische und hispanoamerikanische Lyrik»

Ein Mammutwerk: Lyrik aus 20 Ländern, ab dem Jahr 1000 bis heute, exzellent ediert und übersetzt, mit wissenschaftlichen Vorworten und ausführlichen Angaben zu den mehr als 200 Autoren.

In diesen Bänden stecken Forschung und Hingabe vieler Jahre, um den Gedichten aus Hispanoamerika und Spanien einen Platz auf der Weltkarte der Poesie zu sichern.

Mann im Anzug mit Kappe lehnt sich gegen Schiffsreling
Legende: Weltberühmter Lyriker: Aufnahme des chilenischen Dichters Pablo Neruda am 13. Juni 1966 während einer Bootsfahrt in New York. Getty Images/Sam Falk

Lyrik hat in diesen Kulturen eine grosse Bedeutung: Pablo Neruda füllte mit seinen Lesungen Fussballstadien, Zeilen von Lorca wurden geflügelte Worte.

Gedichte sind im spanischen Raum ein lebendiges Kulturgut und stecken nicht im Elfenbeinturm. Dies lässt sich mit diesen Bänden wunderbar nachprüfen.     

Buchhinweis

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Martin v. Koppenfels, Susanne Lange, Johanna Schumann, Petra Strien und Horst Weich (Hg.): «Spanische und hispanoamerikanische Lyrik». 4 Bände. Beck-Verlag, 2022.

Irene Solà: «Singe ich, tanzen die Berge»

Ein eigenwilliger, poetischer Roman, der in einem Pyrenäendorf angesiedelt ist: «Die Leidenschaften hier oben sind roher. Nackter. Ehrlicher. Das Leben und der Tod.» Ein hartes, oft archaisches Leben. Ein Blitz erschlägt den jungen Familienvater, seine Frau muss die beiden Kinder alleine ernähren.

Junge Frau in Jeans und Jeanshemd steht vor Wellblech
Legende: Der 1990 geborenen Autorin Irene Solà gelang mit ihrem Roman ein grosser Erfolg. Er wurde in 21 Sprachen übersetzt und erhielt den Europäischen Literaturpreis. Ignasi Roviró

Das Besondere am Roman zeigt sich bereits im ersten Kapitel, denn der Blitz erzählt, wie er den Mann traf. Später sprechen ein Rehbock, ein Hund, Pilze, Wasserfrauen und andere.

Die Leserin geht mit auf diese Reise in verstörende katalanische Bergmythen oder die Vergangenheit des Bürgerkriegs, von der noch viele Spuren zeugen. In Bruchstücken erfahren wir das bedrückende Schicksal der Familie.

Buchhinweis

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Irene Solà: «Singe ich, tanzen die Berge». Trabanten-Verlag, 2022.

Javier Cercas: «Terra Alta. Die Erpressung»

Der zweite Kriminalfall von Melchor Marin, der mit seiner Tochter zurückgezogen in der Kleinstadt Terra Alta lebt. Er muss nach Barcelona, denn die Bürgermeisterin wird erpresst, das investigative Polizeiteam braucht Verstärkung.

Mann mit Brille und Sakko posiert
Legende: Der mehrfach preisgekrönte Schriftsteller Javier Cercas wurde zur Zielscheibe von Hassmails, weil er sich gegen die katalanische Unabhängigkeit stellte. Sein Krimi ist davon inspiriert. imago images/Martin Bertrand

Offensichtlich sind mächtige Strippenzieher tätig. Aber wer sind sie? Vertreter der alteingesessenen katalanischen Familienclans, die die Politik für ihre eigenen Interessen nutzen?

Vor dem Hintergrund des Strebens dieser Kreise nach Unabhängigkeit, um noch mehr Profit zu machen, entfaltet Cercas einen Politkrimi, in dem die jüngste Vergangenheit aufgerollt wird. Eine bitterböse Analyse.   

Buchhinweis

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Javier Cercas: «Terra Alta. Die Erpressung». S. Fischer, 2022.

Radio SRF 2 Kultur, Kultur-Talk, 29.10.2022, 09:03 Uhr.

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