Mit nur 14 Sendungen, entstanden zwischen 1953 und 1964, erreichte die Hörspielreihe Kultstatus. Natürlich konnte niemand den überwältigenden Publikumserfolg vorausahnen. Möglicherweise waren die Hauptinitianten, Autor Werner Wollenberger und Hörspielregisseur Hans Hausmann, sogar eher skeptisch und kündigten deshalb die erste Sendung im Mai 1953 bescheiden, ja fast verschämt an.
Vom Geheimtipp zum Publikumsrenner
Es dauerte drei Jahre und sechs Sendungen, bis ein Raunen durch die Deutschschweizer Presse ging und die ein- bis zweimal jährlich ausgestrahlten «unwahrscheinlichen Geschichten» öffentliches Lob ernteten: «Man möchte Basels ‹Verzell du das em Fährimaa› nicht mehr missen», liest man zum Beispiel in den «Basler Nachrichten» vom 6. Februar 1956, «die Basler Fährimaa-Gruppe versteht sich auf die Produktion von Gänsehäuten ebenso gut wie auf das Erwecken von Heiterkeit.»
Die «Nationalzeitung» vom 8. Februar desselben Jahres schrieb: «Wer auch nur über eine Spur von Humor verfügt oder Sinn für die Komik einer guten Parodie besitzt, der amüsierte sich köstlich.» Und der «Tagesanzeiger» vom 11. Februar 1956 meinte sogar: «Die Unterhaltungssendung ‹Verzell du das em Fährimaa› ist ausgezeichnet und darf in ihrer Gattung vorbildlich genannt werden.»
In wieweit die Tageszeitungen wiedergaben, was das Radiopublikum empfand, oder aber ihre Berichterstattung die Einschätzungen des Publikums beeinflusste, lässt sich nicht sagen. Spätestens seit Ende der 1950er Jahre jedenfalls erfreute sich die Reihe bei den Radiohörerinnen und -hörern grösster Beliebtheit.
Gespenstisch, übersinnlich, unheimlich
Lange bevor das «Schreckmümpfeli» vormitternächtliches Gruseln verbreitete, sorgten Autoren wie Werner Wollenberger mit ihren «Fährimaa»-Geschichten für wohlig-schaurige Gänsehaut beim Radiopublikum. Dabei erwies sich der angelsächsische Raum mit seiner Vorliebe für Absonderliches und Gespenstisches als ergiebige Inspirationsquelle.
Mit Geschichten gegen die Langeweile
Um in einer Sendung möglichst viele verschiedenartige Geschichten erzählen zu können, haben die Autoren eine bewährte Erzählweise gewählt: Eine Rahmenhandlung führt eine Gruppe von Menschen zusammen. Dann geschieht etwas Unvorhergesehenes. Die zusammengewürfelte Gruppe ist der gegebenen Situation ausgeliefert. Um nicht zu versauern – manchmal auch, um zu provozieren oder einfach nur die Zeit totzuschlagen – erzählen sie sich gegenseitig Geschichten. Schauergeschichten natürlich. Am Schluss wartet jeweils die Rahmenhandlung selbst mit einer gruseligen, unheimlichen Pointe auf.
Bei der allerersten Sendung vom Mai 1953 stürzt ein Passagierflugzeug in den italienischen Alpen ab. Die Besatzung und die Passagiere finden sich auf einer Bergwiese wieder und berichten von eigenartigen Erlebnissen, während sie auf Rettung warten.
Archiv-Perlen im Programm von Radio SRF
Seit über sieben Jahren sendet Radio SRF Musikwelle jeden Sonntagnachmittag eine Hörspiel-Perle aus dem Radioarchiv. Darunter auch die Sendungen aus der Reihe «Verzell du das em Fährimaa». Gross ist die Zahl der radiophonischen «Erbstücke», die in den Archiven von Radio SRF lagern, und noch lange sind nicht alle Schätze gehoben.
Diese Kostbarkeiten aus vergangenen Tagen machten viel durch im Laufe der Jahre: Anfangs wurden Sendungen direkt auf Acetat-Platten mitgeschnitten, später auf Schellack-Platten. Das heisst, die Hörspiele gingen damals eins-zu-eins über den Sender, wie eine Theatervorstellung – Fehler oder Versprecher waren auf der Platte gespeichert und konnten nicht mehr herausgeschnitten werden.
Digitalisierung für spätere Generationen
Anfang der 1950er Jahre setzte sich dann das Magnettonband durch. Jetzt war eine Sendung nicht mehr unmittelbar mit der Ausstrahlung verbunden. Ab da entwickelte sich die bis heute gültige Produktionsweise von Hörspielen, die aus drei Schritten besteht: Aufnahme, Schnitt und Mischung.
Mit der Einführung des Tonbandes wurden bereits auf Acetat- oder Schellack-Platten aufgenommene Hörspiele nun auf Band umkopiert. Später gelangten die Aufnahmen auf CD. Da die Lebensdauer dieses Datenträgers jedoch auf rund zehn Jahre begrenzt ist, werden die historischen Aufnahmen gegenwärtig für die Nachwelt und die aktuellen Sendungen sorgfältig digitalisiert.