Es gibt grausame Geschichten über das Scheitern von Schriftstellern im Ausland. Mal klaffen die Kulturen weit auseinander, mal ist die Übersetzung schlecht. Manchmal hat der ausländische Verleger einfach nur Pech und schafft es nicht, sein exotisches Produkt zu verkaufen. Am Ende steht oft die Trennung.
Der Schweizer Schriftsteller Peter Stamm hat mit seinem spanischen Verlag Acantilado, der in Barcelona ansässig ist, die umgekehrte Erfahrung gemacht. Dem frühen Kennenlernen folgte der langsame Aufbau eines beeindruckenden Werkgebäudes. Und irgendwann begann die Treue sich auch ökonomisch auszuzahlen.
Begeisterung für die Sparsamkeit der Mittel
Jaume Vallcorba, der Leiter des Verlags Acantilado, erzählt bereitwillig, wie es zu seiner ersten Begegnung mit dem Werk von Peter Stamm kam. Er sei vor zwölf Jahren auf der Frankfurter Buchmesse bei den deutschsprachigen Verlegern herumgestrichen, und da habe er mal ein frühes Buch von Peter Stamm in die Hand genommen.
«Seine Prosa», sagt Vallcorba, «nahm mich sofort gefangen. Die Schilderungen sind von grosser Dichte ohne ein überflüssiges Wort. Ich liebe seine Ökonomie der Mittel. Und dann geht von Stamms Schreiben etwas Kaltes, Analytisches aus, das uns als Leser erst recht hineinzieht und zu Deutern eines ungewöhnlichen Rätsels macht.»
Der Spürsinn eines spanischen Traditionsverlags
Acantilado ist einer der angesehensten literarischen Verlage in Spanien. Der Autorenliste sieht man an, dass sie nicht mit einem Kalkül auf Bestsellererfolge zusammengestellt wurde: Viele osteuropäische Autoren finden sich darauf, daneben die klassische Moderne mit Alfred Döblin und Karl Kraus – und sehr wenig in deutscher Sprache. Peter Stamm jedoch, der vor zwölf Jahren aufgenommen wurde, hat bei Acantilado schon sieben Titel publiziert und gehört damit zu den Stützen des Verlags.
Wie viele Exemplare er von den frühen Büchern verkauft habe, will Vallcorba nicht sagen. Nicht, weil er sich schäme. Sondern, weil er sich an Zahlen einfach nicht erinnere. «Ich bin kein Verleger von Einzeltiteln», sagt er emphatisch. «Sondern von Autoren.»
Erfolg bei den Kritikern
Die Reaktionen der spanischen Kritiker waren von Anfang an positiv. Die knappe, an Raymond Carver erinnernde Sprache und die alltäglichen Konflikte, die man sich in jeder Stadt der Welt vorstellen kann: All das hat spanischen Lesern geholfen, die kulturelle Hürde zu überspringen.
Mit «Sieben Jahre», seinem bisher letzten Roman in Spanien, gelang Peter Stamm auch der Durchbruch zum Bestsellerautor. Dass der Tag kommen würde, war seinem Verleger klar: Fünf der sieben Stamm-Titel sind auch in katalanischer Sprache lieferbar.