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Literaturclub-Gast Pianist Oliver Schnyder: «Beim Lesen bin ich gefrässig»

Im Bett, auf dem Klo, am Esstisch: Wenn der Schweizer Pianist Oliver Schnyder keine Partituren liest, dann eben Bücher. Welche ihn besonders berühren – und welche er schnell wieder von der Bettkante stösst, verrät er hier.

Oliver Schnyder

Pianist

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Der Schweizer Pianist Oliver Schnyder (geb. 1973) ist ein international gefragter Konzertpianist. Der Aargauer leitet zudem das Festival «Piano District» in Baden und – gemeinsam mit seiner Frau, der Geigerin Fränzi Frick, – die «Lenzburgiade».

Demnächst ist er in Heinz Bütlers Dokumentarfilm «Hermann Hesse – Brennender Sommer» zu sehen. Der Film feiert beim Zürich Film Festival Premiere.

Ihr liebstes Buch? Gibt es das?

Nein. Aber Werke, die mittels äusserster Verknappung, Auslassung und feiner Ironie den Blick aufs Wesentliche ermöglichen, aufs existenziell Menschliche, liegen mir besonders am Herzen.

Die Gleichzeitigkeit von Trost und Trostlosigkeit berührt mich. Ich finde, Robert Walser, Klaus Merz, Markus Werner oder auch Julian Barnes sind Meister dieser stillen Kunst.

Wo und wann lesen Sie am liebsten?

Bücher im Bett, Zeitungen am Esstisch, Online-Artikel auf dem Klo. Ich lese unablässig, immer. Wenn es nicht Buchstaben sind, sind es schwarze und weisse Punkte in der Partitur.

Mehrere Bücher gleichzeitig oder eines nach dem anderen?

Immer mehrere gleichzeitig. Ich bin gefrässig und ziemlich wahllos.

Ein Buch, das Ihnen die Liebe zum Lesen eröffnet hat?

«Die Brüder Löwenherz» von Astrid Lindgren und «Momo» von Michael Ende. Beide 1973 erschienen, wie ich auch.

Meine Bibliothek ist mehrheitlich ein Leichenschauhaus.

Das beste Buch, in dem Musik eine Hauptrolle spielt?

Oh, das sind so viele. Eine kleine Auswahl: Peter Shaffer: «Amadeus», Eva Gesine Baur: «Mozart: Genius und Eros», Julian Barnes: «Der Lärm der Zeit», Alain Claude Sulzer: «Aus den Fugen», C. P. E Bach: «Versuch über die wahre Art das Clavier zu spielen».

Ein Buch, bei dem Sie laut lachen mussten?

Loriots gesammelte Werke.

Gibt es eine Leseleiche – ein Buch das Sie niemals zu Ende lesen?

Meine Bibliothek ist mehrheitlich ein Leichenschauhaus. Die meisten Bücher, die es zu mir ins Bett schaffen, werden schnell von der Bettkante gestossen.

Ein Buch, das Sie gerne verschenken?

Werke meiner bewunderten Autorenfreunde wie Alain Claude Sulzer, Klaus Merz, Eva Gesine Baur/Lea Singer.

Ein Buch, das Sie Kindern gerne vorlesen?

«In der Nachtküche» von Maurice Sendak. Mein Sohn möchte Koch werden.

Das Gespräch führte Markus Tischer.

SRF1, Literaturclub, 01.09.2020, 22:25 Uhr. ; 

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