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Märchenhaft Ist «Der kleine Prinz» zu gross?

«Der kleine Prinz» von Antoine de Saint-Exupéry gehört zu den meistgelesenen Büchern der Welt. Doch so bezaubernd das Märchen rund um den weisen Blondschopf ist, so irritierend kann es manchmal sein: «Der kleine Prinz» – märchenhafter Kult oder einfach nur Kitsch?

Kein Königreich ist so weit wie das des kleinen Prinzen. Ob auf Regenschirmen, Handyhüllen, T-Shirts, Tassen, Grusskarten oder im Kino – der kleine Mann kommt überall gross raus. «Der kleine Prinz» ist ein Phänomen. Eine Figur, das uns Menschen massenhaft begeistert. Ein Märchen – so zeitlos wie unerschöpflich.

Der kleine Prinz mit Umhang. Neben ihm ist ein Fuchs und eine Blume.
Legende: Ein kleiner Mann der grossen Worte: «Der kleine Prinz». Der kleine Prinz

Reinheit in rüden Zeiten

«Der kleine Prinz» entstand während des Zweiten Weltkriegs. Saint-Exupéry, Berufspilot und renommierter Autor, lebte seit 1940 im amerikanischen Exil. Er war einsam, traurig, fühlte sich umgeben von habgierigen, machthungrigen Menschen. Damals schuf er den «kleinen Prinzen» – eine Figur, unverdorben und unschuldig.

«Du bist rein, kommst von einem anderen Stern», sagt die Schlange im Märchen zum kleinen Prinzen. Saint-Exupéry nannte den kleinen Prinzen liebevoll «einen guten Kerl, der er in seinem Herzen trägt». Als Leser ist es, als stände einem der gute Kerl zur Seite. Einer, der stets einen weisen Rat weiss.

«Der kleine Prinz»

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Ein Prinz, der alleine auf einem Asteroiden lebt, streitet sich mit einer Blume. Er sucht sich ein neues Zuhause. Schliesslich landet er auf der Erde und begegnet in der Wüste einem Piloten. Sie freunden sich. Der Prinz beginnt ihm Anekdoten über sein Reise zu erzählen – Anekdoten über Menschen, Freundschaft und Menschlichkeit.

Weise, weiser, der kleine Prinz

Weit weg auf einem kleinen Asteroiden beginnt die Geschichte des kleinen Prinzen. Nah geht sie uns, weil der kleine Prinz die Sitten der Menschen hinterfragt. Eitle, herrische, verkopfte, geschäftige Menschen nicht versteht. Und uns Menschen gleichzeitig die Werte bewusst machte, die wir pflegen sollten: Liebe, Freundschaft, Menschlichkeit – Werte, die der kleine Prinz mit grossen Worten verficht.

«Man sieht nur mit dem Herzen gut. Das Wesentliche ist für die Augen unsichtbar» oder «Mach aus Deinem Leben einen Traum und aus dem Traum eine Realität.»: Schön, hoffnungsvoll, wahr sind sie, die Worte des Prinzen. Doch sie haben es schwer. Sind fast zu schön, um glaubhaft zu sein. Sie verkommen zu Plattitüden.

Jean-Paul Sartre bezeichnet das Märchen als «Humanitätskitsch». Frohen Mutes will man ihm widersprechen. Und doch: Kitsch haftet dem Märchen an. Vielleicht, weil die Sprüche des kleinen Prinzen unendlich viele Verkaufsgegenstände zieren? Vielleicht, weil unsere Vernunft – die Vernunft der Erwachsenen – der märchenhaften Menschlichkeit des «Kleinen Prinzen» widerspricht.

Eine Zeichnung, die einen Hut bzw. eine Boa mit Elefant zeigt.
Legende: Hut oder Boa mit Elefant im Bauch? aus: «Der kleine Prinz»

Den Erwachsenen zu gross?

Die bunten Illustrationen des «Kleinen Prinzen» sind mehr als süsse Dekoration. Sie sind kindlich und naiv – und gerade deshalb so bedeutend. «Die grossen Leute sind, sehr sonderbar», sagt der kleine Prinz über die Erwachsenen. Seine Zeichnungen verstehen sie nicht. Und sehen dort einen Hut, wo eigentlich eine Boa einen Elefanten verdaut.

«Alle Erwachsenen waren einmal Kinder. Aber die wenigsten wollen sich daran erinnern», schreibt Saint-Exupéry in seiner Widmung. Und je älter wir werden – so scheint es –, desto abgestumpfter wird unser Bild des kleines Prinzen und seiner Geschichte.

Es ist ein Buch für Kinder, könnte man sich sagen. Unschuldige Kinder dürfen und sollen an die Güte des Prinzen glauben. Und doch schlummert wohl in jedem vernunftgetriebenem Erwachsenen ein Fünkchen Hoffnung. Dass es den Prinzen und seine Güte gibt, auch wenn er sich verabschiedet hat. Wie der Prinz zum Abschied sagte: «Ich werde aussehen, als sei ich tot, doch es wird nicht wahr sein.»

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