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Mario Vargas Llosa Vom Kommunisten zum Thatcher-Bewunderer

Mario Vargas Llosa ist ein überzeugter Liberaler. Unter den Intellektuellen Lateinamerikas ist er damit ziemlich alleine.

Wir verdanken ihm hinreissende Werke der Weltliteratur. Mit dem Nobelpreis geehrt , ist Mario Vargas Llosa einer der wenigen Intellektuellen, die sich heute deutlich zum Liberalismus bekennen.

Seine politischen Vorbilder heissen Margaret Thatcher und Ronald Reagan. Damit ist er unter Schriftstellern und Künstlern ziemlich einsam.

Mario Vargas Llosa und die lateinamerikanische Literatur

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Als Schriftsteller schenkte Mario Vargas Llosa der Welt Romane wie «Die Stadt und die Hunde» (1962), überschäumende Figuren wie «Tante Julia und der Schreibkünstler» (1977).

Gemeinsam mit Autoren wie Gabriel Garcia Marquez hat er wesentlich zum Ruhm der lateinamerikanischen Literatur beigetragen. Die erlebte in den 1970er und 1980er-Jahren einen weltweiten «Boom».

Von den Autoren dieses Booms ist der peruanische Schriftsteller Mario Vargas Llosa mit seinen 83 Jahren der letzte Überlebende.

Politischer Wandel

Vargas Llosa war, wie fast alle lateinamerikanischen Intellektuellen seiner Generation, in jungen Jahren überzeugter Kommunist und Marxist. Denn in Lateinamerika herrschten despotische Diktatoren, die gemeinsam mit wenigen Oligarchen den Kontinent ausbeuteten.

Dann erlebte er eine Art Konversion, ausgelöst durch Ereignisse im revolutionären Kuba. Er erfuhr, dass homosexuelle Künstlerfreunde in Lager gesteckt wurden.

Vargas Llosa protestierte bei Fidel Castro. Es folgte eine zwölfstündige, nächtliche Diskussion mit dem kubanischen Revolutionsführer.

In diesem Gespräch habe ihn Castro zwar beeindruckt, erzählt Vargas Llosa, aber nicht inhaltlich überzeugt. Von da an begegnete er dem Sozialismus immer kritischer.

Vorbild Margaret Thatcher

Der endgültige Bruch mit seiner linken Vergangenheit kam, als er in England die Thatcher-Ära erlebte: Das heruntergekommene Land sei unter der liberalen Wirtschaftspolitik der «eisernen Lady» aufgeblüht.

Vargas Llosa nennt es eine «wahre Revolution». Dank Margaret Thatcher sei er auf den Philosophen Karl Popper (1902-1994) gestossen: Dessen Ideen in der Schrift «Die offene Gesellschaft und ihre Feinde» haben ihn wesentlich geprägt.

Kein fanatischer Liberaler

In seinem neuen Buch setzt sich Mario Vargas Llosa auf essayistische Weise mit den Vorbildern auseinander, die sein Denken bis heute geprägt haben. Der Untertitel des Buches lautet folgerichtig: «Eine intellektuelle Autobiographie».

Buchhinweis

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In «Der Ruf der Horde» beschäftigt sich Mario Vargas Llosa mit den Denkern der liberalen Tradition, die ihn wesentlich geprägt haben.

Er schildert seinen eigenen intellektuellen Werdegang und setzt sich in biographischen Essays etwa mit Adam Smith (1723-1790), dem österreichischen Ökonomen Friedrich August von Hayek (1899-1992) und dem Deutschen Karl Popper (1902-1994) auseinander.

  • Mario Vargas Llosa: «Ruf der Horde – Eine intellektuelle Autobiographie», aus dem Spanischen von Thomas Brovot, Suhrkamp 2019.

Doch Vargas Llosa ist kein fanatischer, ideologischer Liberaler, der alles dem Markt überlassen will. Liberalismus sei weder kalt noch unmenschlich. Gerade der schottische Moralphilosoph Adam Smith (1723-1790) sei sehr sensibel gewesen für soziale Fragen und das Thema der Armut.

Angesprochen auf die Europafrage wird klar, dass Vargas Llosa von den nationalistischen und populistischen Tendenzen in Europa wenig hält. Die Brexiteers in England oder Orbán in Ungarn gefährden aus seiner Sicht den Aufbau eines demokratischen, liberalen Europas.

Freiheit und Demokratie bedingen sich

Gerne verweist er auf das spektakuläre Scheitern aller sozialistischen und kommunistischen Staaten. Nach seiner Einschätzung hat die Demokratie Gesellschaften hervorgebracht, die «am wenigsten fehlerhaft» seien. Freiheit und Demokratie bedingen sich gegenseitig, ist er überzeugt.

Auf die Frage, warum er einer der wenigen Künstler ist, die einen so dezidierten Liberalismus vertreten, gibt er eine überraschende Antwort: Künstler strebten nach einer Art Paradies, nach einer Perfektion in ihrer Kunst.

Eine Demokratie hingegen könne nie perfekt sei, weil sie an politische und menschliche Realitäten gebunden sei. Demokratie sei «die politische Anerkennung dieser Unvollkommenheit, die das menschliche Sein charakterisiert.»

Vargas Llosa hatte selbst einmal politische Ambitionen verfolgt. 1990 kandidierte er für das peruanischen Präsidentenamt. Er verlor die Wahl gegen Alberto Fujimori. Heute sagt er, die Politik sei «nicht sein Ding».

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