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Mit nur 59 Jahren Syrischer Schriftsteller Khaled Khalifa gestorben

Er hasste das Assad-Regime – aber ein Leben im Exil konnte er sich nicht vorstellen. Jetzt ist Khalifa einem Herzinfarkt erlegen.

Der 1964 in Aleppo geborene Autor war ein bekannter Kritiker des Assad-Regimes. Trotz aller Repressionen und des Bürgerkriegs blieb er in Syrien. «Weil Syrien mein Land ist», sagte Khalifa einmal in einem Interview. «Ich wurde dort geboren, ich lebe dort, ich will dort sterben.»

Zu Khalifas bekanntesten Werken zählen die Romane «Keiner betete an ihren Gräbern», «Zum Lobe des Hasses», «Keine Messer in den Küchen dieser Stadt» und «Der Tod ist ein mühseliges Geschäft». Mehrere von seinen Werken wurden in andere Sprachen übersetzt.

Regimekritischer Geist

Khalifa, der auch Drehbücher für Kinofilme und Fernsehserien verfasst hat, geriet regelmässig in den Fokus der Zensurbehörden des Regimes. Seine Romane setzen sich kritisch mit der gesellschaftlichen und politischen Lage in seinem Heimatland auseinander. So beschreibt Khalifa in «Keiner betete an ihren Gräbern» die Entwicklung Syriens über fast hundert Jahre lang anhand mehrerer Familien.

Vor allem aber hielt Khalifa immer wieder fest, was in Assads Syrien alles Schreckliches passiert und was 13 Millionen Menschen zur Flucht bewogen hat, darunter die Ermordung Tausender Regimegegner in staatlichen Gefängnissen.

In «Der Tod ist ein mühseliges Geschäft» erzählt der Schriftsteller von drei Geschwistern, die den letzten Wunsch ihres toten Vaters erfüllen wollen: Sie versuchen, seine Leiche 300 Kilometer aus Damaskus zum Friedhof seines Heimatdorfes nahe Aleppo zu transportieren. Und das in Zeiten, in denen Assad-Milizen, Islamisten und Aufständische das Land in viele umkämpfte Bezirke aufgeteilt hatten.

Bis zuletzt hatte Khalifa gehofft, dass Assad eines Tages zur Rechenschaft gezogen würde.

Überraschendes Ende

Während seine Werke in Syrien verboten waren, wurde Khalifa im Westen gefeiert. Zuletzt wurde er zum zweiten Mal für den prestigeträchtigen amerikanischen «National Book Award» nominiert.

Dass seine Bücher in Syrien nicht erscheinen durften, störe ihn nicht, sagte Khalifa in einem Interview: «Es ist absurd, du kannst nicht über verbotene Bücher sprechen, während deine Freunde zu 15 Jahren Haft verurteilt wurden, weil sie sich politisch geäussert haben.»

Am 30. September 2023 verstarb Khalifa überraschend im Alter von nur 59 Jahren in seinem Haus in der syrischen Hauptstadt Damaskus, wie seine Familie mitteilte. Er habe einen Herzinfarkt erlitten.

Radio SRF 2 Kultur, Kultur Aktualität, 2.10.2023, 8:15 Uhr ; 

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