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Mundart-Literatur Was den «Goalie» so berühmt machte

Es scheint fast unmöglich zu sein: Mundart-Romane zu verkaufen und dabei Erfolg zu haben. Zwei Verlage erklären, warum sie genau das tun.

Von solchen Auflagen träumen Verleger: Pedro Lenz’ «Der Goalie bin ig» verkaufte sich 35'000 Mal, die Bücher der Berner Autorin Hanni Salvisberg gar bis zu 60'000 Mal.

Porträt der Schriftstellerin Hanni Salvisberg.
Legende: Hanni Salvisberg. Keystone

Für die Verlage sind es eigentlich schwierige Zeiten. Immer mehr Neuerscheinungen buhlen um die Gunst des Publikums.

Verleger Deutschschweizer Literatur stehen zusätzlich vor der Herausforderung, dass sie ihre Bücher nur in der Deutschschweiz verkaufen können. Dialekt-Texte sind schwerer lesbar, da sie keine einheitliche Schreibweise haben.

Bücher laufen besser als CDs

«Ansichten»

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Hazel Brugger und Pedro Lenz sind auf der SRF-Literaturplattform «Ansichten» vertreten.

Dies empfindet Matthias Burki vom Verlag Der gesunde Menschenversand aber nicht als Nachtteil. Erstaunlicherweise verkauften sich Bücher besser als CDs. «Die Leute möchten Texte, die sie auf der Bühne gehört haben, zu Hause in Ruhe nachlesen und auch zurückblättern können», so Burki.

Der Verlag druckt viele Autoren und Autorinnen, die sich zuerst als Slam Poeten einen Namen gemacht haben, wie etwa Pedro Lenz, Hazel Brugger und Christoph Simon.

Von der Radiosendung zum Buch

Der Cosmos-Verlag aus Bern entdeckte die literarischen Qualitäten von Mundarttexten im Radio: Das erste Mundartbuch gab der Verlag 1986 heraus: «Zeitlupe / Zytlupe» mit Texten von Klaus Schädelin aus der gleichnamigen Radiosendung.

Auch die Bestseller von Hanni Salvisberg entstanden dank einer Radiosendung: Cosmos-Verleger Roland Schärer hörte die Bäuerin am Radio aus ihrem Alltag erzählen und war so angetan, dass er sie bat, ihre Geschichten aufzuschreiben. «Bach- und Wöschtag» wurde zum grössten Bestseller des Verlags.

Sehnsucht nach Sinnlichkeit

Den Erfolg des Buches «Bach- und Wöschtag» führt Schärer nicht nur auf seinen verlegerischen Instinkt zurück, sondern auch auf den richtigen Moment: «Um die Jahrtausendwende sehnten sich viele nach mehr Sinnlichkeit. Die traditionelle Wäsche ist ein Gemeinschaftserlebnis.» Dennoch habe Hanni Salvisberg die alte Zeit nicht verklärt und auch die Annehmlichkeiten der Moderne geschätzt.

Es ist dieser unverstellte Blick auf vielfältige Schweizer Realitäten, der die Mundartliteratur heute auszeichnet. Egal, ob jemand im Entlebuch oder in Liestal schreibt, ob der Bauernalltag oder urbane Phänomene im Zentrum stehen: Die präzise Schilderung der eigenen Lebenswelt und die Direktheit und Kraft der Sprache kommen beim Publikum gut an.

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