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Aus dem Archiv: Renate Nagel im Literaturmagazin
Aus Das Literaturmagazin vom 17.01.1988.
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«Nagel & Kimche»-Gründerin Zum Tod von Renate Nagel: eine Büchermacherin mit Leib und Seele

Die Schweizer Verlegerin Renate Nagel verstand ihr Handwerk wie kaum eine andere – und gründete mit Nagel & Kimche eine der wichtigsten literarischen Adressen der Schweiz. Nun ist sie im Alter von 86 Jahren gestorben.

Einen solch steilen Aufstieg hätte sie sich wohl nicht träumen lassen: Nachdem Renate Nagel 17 Jahre lang als Cheflektorin beim Benzinger Verlag gearbeitet hatte, gründete sie 1983 zusammen mit Judith Kimche den Verlag Nagel & Kimche AG.

Sowohl literarisch als auch wirtschaftlich gebildet, übernahm Nagel die kaufmännische und verlegerische Leitung. Bereits wenige Jahre später galt der «Verlag mit der persönlichen Handschrift» als eine der wichtigsten literarischen Adressen der Schweiz. 

Seine Autorinnen und Autoren wurden mit zahlreichen Schweizer und internationalen Preisen ausgezeichnet. Manche Titel wurden in bis zu 14 Sprachen übersetzt oder verfilmt.

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Archiv: Renate Nagel über Nagel & Kimche
Aus Das Literaturmagazin vom 17.03.1985.
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Nagel & Kimche verstand sich von Anfang an als Literatur- und Autorenverlag. Ziel waren die kontinuierliche Werkpflege und die Neuentdeckung literarischer Talente.

Literatur ist Zeitgeschehen

Auf die Frage, warum man lesen solle, sagte sie einmal, weil Literatur seismografisch Zeitgeschehen abbilde. Und nannte noch einen weiteren Grund, der fürs Lesen spreche: «Geschichten erzählen ist die älteste und spannendste Form, um Erfahrungen und Wissen weiterzugeben.»

Im Verlag Nagel & Kimche sorgten Namen wie Eveline Hasler, Franz Hohler, Mariella Mehr, Grete Weil, Lukas Hartmann, Charles Lewinsky oder Lukas Bärfuss dafür, dass Wissen weitergegeben wurde.

1998 verkaufte Renate Nagel den Verlag aus Altersgründen an den Hanser Verlag. Im Januar 2023 übernahm schliesslich die Verlagsgruppe HarperCollins den Zürcher Verlag.

Fünf Personen bei einer Preisverleihung blicken in die Kamera.
Legende: Grosse Ehre für eine Brückenbauerin: Renate Nagel (2. von rechts) bei der Verleihung des Oertli-Preises am 16. Oktober 1982 in Solothurn. KEYSTONE/Str

Für ihr Schaffen erhielt Renate Nagel diverse Auszeichnungen. Bereits 1982 wurde sie «in Würdigung des persönlichen Einsatzes für den Literaturaustausch zwischen den Sprachregionen der Schweiz» mit dem Oertli-Preis ausgezeichnet.

Ausserdem verlieh ihr die Stadt Bern den Verlegerpreis «für besondere verlegerische Verdienste». 2008 erhielt Nagel & Kimche zudem eine Auszeichnung der Kulturstiftung Pro Helvetia als herausragender Schweizer Literaturverlag.

Am 29. Juli ist die renommierte Verlegerin nun im Alter von 86 Jahren gestorben, wie ihre Schwester mitteilte.

Radio SRF 2 Kultur, Kultur-Nachrichten, 09.08.2023, 07:00 Uhr;

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