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Neues Buch von Michelle Obama Stricken mit der ehemaligen First Lady

Michelle Obama gibt in ihrem Buch «Das Licht in uns» tröstliche Tipps für die Herausforderungen unserer Zeit – glaubwürdig und empathisch.

Alles begann mit Stricknadeln. Diese bestellte sich Michelle Obama, um sich für den Corona-Lockdown zu rüsten. Was ursprünglich als Zeitvertreib gedacht war, wurde zu einem bewährten Teil in ihrer «Werkzeugkiste».

So bezeichnet die ehemalige US-amerikanische First Lady ihre Sammlung an Praktiken, Haltungen und handfesten Gegenständen, die ihr helfen, in unsicheren Zeiten wieder Boden unter den Füssen zu bekommen.

Sie habe gemerkt, erzählt Michelle Obama in ihrem neuen Buch, wie die letzten Jahre die Menschen verunsichert hätten. Jahre, in denen wir alle mit den Auswirkungen der Pandemie, tiefen politischen Gräben, sozialer Ungerechtigkeit und Zukunftsängsten zu kämpfen hatten.

Auch sie selbst habe die Hoffnung fast verloren. Aber schliesslich habe sie erkannt, dass es lohnenswerter sei, sich damit auseinanderzusetzen, wie man den Herausforderungen standhalte.

Das Kleine und das Grosse kultivieren

In ihrem neuen Buch ermutigt Michelle Obama die Leserinnen und Leser, die eigene Einzigartigkeit zu erkennen – eben das «Licht» in sich zu entdecken, den Mut aufzubringen, einen individuellen Lebensweg zu gehen, «das Gift draussen zu lassen und die Kraft zu bewahren».

Um das zu untermauern, erzählt sie von persönlichen Erfahrungen und teilt simple Tipps. Zum Beispiel solle man das Kleine und das Grosse kultivieren: «Hin und wieder sollte man sich das Vergnügen einer kleinen Heldentat gönnen … vielleicht einen Nachmittag lang das Badezimmer neu streichen …. Wir sollten unserem Gehirn, das unentwegt mit all den grossen Problemen und zermürbenden Gedanken beschäftigt ist, eine Verschnaufpause zugestehen.»

Michelle Obama beschreibt auch, wie sie Freundschaften aufbaut und pflegt, erzählt von ihrem «Küchentisch»; eine Gruppe von Freundinnen, «die ich gebeten habe, sich einen Stuhl heranzuziehen und in meinem Leben neben mir zu sitzen».

Obamas Fokus liegt aber nicht nur auf der persönlichen, individuellen Lebensgestaltung, sondern auch auf der Stärkung der Gemeinschaft. Das führt sie zu gesellschaftlich relevanten Themen wie Herkunft, Geschlecht und Sichtbarkeit.

Öl für die Obama-PR-Maschinerie?

Geschrieben ist «Das Licht in uns» in einem ähnlichen Tonfall wie Obamas Memoiren «Becoming», die sie vor vier Jahren veröffentlichte. Auch im aktuellen Buch schreibt sie anekdotisch und assoziativ, heiter und empathisch. Ihre Überlegungen und Geschichten sind glaubwürdig, weil Michelle Obama nicht moralisiert oder sich allwissend gibt, sondern als lebenserfahrene, 58-jährige Frau ihre Gedanken teilt.  

Doch trotz dieser Qualitäten muss man sich fragen, ob das Buch nicht vor allem eine grosse PR-Kampagne ist, die die Maschinerie Obama weiter ölt. Allein in Nordamerika hat es eine Startauflage von 2,75 Millionen Exemplaren.

Buchhinweis

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Am 15.11. erscheint weltweit das neue Buch von Michelle Obama - in 14 Ländern und 27 Sprachen. Es heisst «Das Licht in uns – Halt finden in unsicheren Zeiten», erschienen im Goldmann Verlag.

Den Namen «Obama» rückt das Buch auf jeden Fall weltweit wieder in den Fokus. Und zweifellos wird Michelle Obama damit viel Geld verdienen.

Aber was sie schreibt, wird bei vielen eine Wirkung haben. Vielleicht, dass man sich weniger allein fühlt, einen Denkanstoss bekommt oder Praktiken, die Michelle Obama vorschlägt, ausprobiert. Zum Beispiel Stricken. Manchmal muss man sich dem Kleinen widmen, bevor man sich um das Grosse kümmern kann: Die Kontrolle über ein Wollknäuel ist tröstlich, wenn alles andere auseinanderfällt.

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