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Populismus und Demokratie Jonas Lüscher, wie gross ist die politische Kraft der Literatur?

«Demokratie unter Druck»: Der Schweizer Autor und Buchpreisgewinner setzt sich an den Solothurner Literaturtagen mit Politik und aktuellen populistischen Tendenzen auseinander.

Wie schätzt Jonas Lüscher die politische Kraft der Literatur in der Schweiz ein? «Ich fürchte, allzu gross ist sie nicht», sagt der Autor. Heute stehe sie in Konkurrenz zu anderen Medien – Filme oder TV-Serien zum Beispiel. «Diese erzählerische Kraft, die eben nicht nur von Literatur ausgeht, ist nicht zu unterschätzen.»

Das ganze Leben an sich ist für Lüscher politisch – und damit auch das Schreiben: «Selbst die Entscheidung für ein ganz und gar unpolitisches Schreiben ist in gewisser Weise bereits eine politische Entscheidung», sagt Lüscher. «Früher konnte man sich vielleicht noch in die Naturlyrik zurückziehen. Aber in Zeiten der Klimakrise ist natürlich auch das Schreiben über Berggipfel und Schmetterlinge politisch.»

Die Solothurner Literaturtage

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Die 43. Solothurner Literaturtage finden vom 14. bis 16. Mai als Online-Festival auf literatur.ch statt.

Während der drei Tage stehen gleich mehrere Podien und Gespräche zum Thema Politik und Literatur an. Im Zentrum stehen dabei Fragen wie: Wann ist Literatur politisch? Wann ist sie es nicht? Kommt der Literatur in Krisenzeiten eine besondere Funktion zu?

Der Schriftsteller Jonas Lüscher wir dabei an der Podiumsdiskussion «Demokratie unter Druck – Die Macht es Populismus» teilnehmen, gemeinsam mit Maria Stepanova und Nenad Stojanović. Moderiert wird die Diskussion von Elisabeth Bronfen.

Bedächtig statt erhitzt

Als Essayist beteiligt sich Jonas Lüscher seit Jahren am politischen Diskurs – auch ganz konkret. 2019 bekam er vom Goethe Institut den Auftrag, gemeinsam mit dem Philosophen Michael Zichy ein Onlineprojekt zum Thema Populismus zu gestalten. Zwei Jahre später erscheint das Projekt «Der populistische Planet» nun auch in Buchform.

Sie hätten sich beim Projekt für die Briefform entschieden, sagt Lüscher. «Wir wollten keine erhitzte Diskussion wie in Talkshows oder Onlineforen, sondern strebten ein langsames Tempo an, eine Bedächtigkeit, die allen Zeit lässt, ihre Gedanken zu formulieren», sagt Lüscher.

Populismus in Portionen

Autorinnen, Philosophen und Journalistinnen aus verschiedenen Ländern beteiligten sich an dem Projekt. Sie berichteten aus Russland, Indien oder Brasilien von Populismus in ihrem Land. Durch die Briefform macht «Der populistische Planet» ein komplexes Thema zugänglich – man kann sich portionenweise mit dem Populismus verschiedener Länder befassen.

Buchhinweis:

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Jonas Lüscher: «Der populistische Planet.» C.H. Beck, 2021.

Das eigentlich Spannende an der Briefsammlung ist aber, dass das Projekt von Corona eingeholt wurde. Mit den Briefen kann man verfolgen, wie sich populistische Tendenzen durch die Pandemie verstärken, wie gesellschaftspolitische Probleme sichtbarer werden – und wie unterschiedlich die Schreibenden auf die Pandemie reagieren.

Berechtigte Ängste

Manchmal wiederum sind die Reaktionen sehr ähnlich: «Maria Stepanova aus Moskau oder Youssef Rakha aus Kairo waren von Anfang an besorgt, dass jegliche Einschränkungen ihrer Rechte nie wieder zurückgenommen würden», sagt Jonas Lüscher. «Sie hatten also genau dieselben Ängste wie viele Querdenker in der Schweiz. Aber in Russland und Ägypten sind solche Befürchtungen tatsächlich berechtigt, weil es sich bei diesen Ländern nicht um Demokratien handelt.»

Der Frage, inwiefern auch Demokratien zunehmend unter Druck geraten, widmet sich Jonas Lüscher an den diesjährigen Solothurner Literaturtagen.

Jonas Lüscher

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Schwarz-weiss Foto eines Mannes mit Bart, weissem Hemd und scharzem Kittel.
Legende: SRF / Lukas Maeder

Jonas Lüscher erhielt 2017 für seinen zweiten Roman «Kraft» den Schweizer Buchpreis. Seit 2001 lebt der 44-Jährige in München.

Auf der SRF-Literaturplattform « Ansichten » finden Sie Interviews, die wichtigsten Werke und Lesungen, Ausschnitte aus dem Hörspiel- und TV-Archiv sowie Zitate von Jonas Lüscher.

Radio SRF 4 News, HeuteMorgen, 14.5.2021, 6 Uhr ; 

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