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Raffiniert Schau genau!

«Ein Blick sagt mehr als tausend Worte», denken sich vermutlich heute noch so manche Romeos, die mit schmachtendem Humphrey-Bogart-Blick das Herz ihrer Liebsten zu erweichen suchen und «Schau mir in die Augen, Kleines» hauchen. Wenn Blicke auch nicht, wie der Volksmund sagt, töten können, so sind sie doch oftmals weitaus wirkungsmächtiger als viele Worte.

Schaut man sich in den Forschungsabteilungen der modernen praktischen Philosophie um, gewinnt das Bonmot jedoch noch weitere Dimensionen: Denn einige Philosophen behaupten, ein Blick auf ein Bild, auf eine Leinwand, auf eine Theaterszene könne zuweilen weitaus besser verständlich machen, worum es bei den zentralen Zwickmühlen im menschlichen Dasein gehe.

Rubrik «Raffiniert»

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Historische und aktuelle Zitate, kommentiert von Redaktorinnen und Redaktoren der SRF-Kultursendungen.

Unvergesslich beispielsweise die Szene aus «Sophie’s Choice» (Alan J. Pakula, 1982), in der sich Sophie vor den Gaskammern eines KZ für eines ihrer beiden Kinder entscheiden muss: Entweder sie schickt eines direkt in die Gaskammer und kann das andere Kind ins Lager mitnehmen, oder aber beide Kinder werden vergast. Keine Erklärung und keine logische Formel kann dermassen prägnant auf den Punkt bringen, worum es in einem moralischen Dilemma geht. «Ein Blick sagt mehr als tausend Worte», sagen deshalb immer wieder auch Philosophen und ergänzen ihre Überlegungen mit Filmausschnitten und Beispielen aus Fernsehserien.

Einer der Philosophen, die den Blick auf die Kinoleinwand für ihre Arbeit nutzen, ist Markus Gabriel, der am 9. Juni bei Juri Steiner in der Sternstunde Philosophie zu Gast war und behauptet: Wer einmal Antonionis «Blow-Up» gesehen habe, ahne bereits, dass es keine absoluten Wahrheiten gebe. Ob der jüngste Philosophie-Professor Deutschlands den Vorlesungssaal zuweilen zum Kinosaal umfunktioniert? Ein Blick in die Sendung lohnt sich.

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