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Revolutionäres Geschichtsbuch Howard Zinns Bestseller enthüllt die dunklen Seiten der USA

Man nennt ihn auch «The People’s Historian»: Howard Zinn (1922-2010). Nun erscheint eine Neuauflage seines revolutionären Klassikers «Eine Geschichte des amerikanischen Volkes» in deutscher Sprache. Es ist das etwas andere Geschichtsbuch, das bis heute enorm relevant ist.

1980 veröffentlichte Howard Zinn ein ungewöhnliches Buch über die Geschichte des US-amerikanischen Volkes. Die Perspektive war neu: Er betrachtete die USA nicht durch die Linse der Mächtigen, sondern aus der Sicht der Machtlosen, der einfachen Menschen und der Unterdrückten.

Howard Zinn: Historiker, Dozent, Bürgerrechtler

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Howard Zinn (1922-2010) war Hochschullehrer, Historiker und Aktivist. Nach seiner Promotion an der Columbia University lehrte er am Spelman College, einer Hochschule für Schwarze Frauen, und beteiligte sich am Civil Rights Movement. Er unterrichtete auch an der Boston University. Für seine wissenschaftliche Arbeit, die wichtigen Beiträge zur intellektuellen Bildung der amerikanischen Öffentlichkeit sowie für seinen Aktivismus wurde er vielfach ausgezeichnet.

Diese Herangehensweise machte sein Werk in den USA zu einem Bestseller, mit einer Auflage von über zwei Millionen Exemplaren. Passend zum Präsidentschaftswahlkampf in den USA liegt dieses einflussreiche Geschichtswerk erneut in deutscher Übersetzung vor.

« Es gibt keine objektive Geschichte»

Howard Zinn war nicht nur Historiker, sondern auch Bürgerrechtler, der sich für eine «Geschichtsschreibung von unten» einsetzte. Sein Buch «Eine Geschichte des amerikanischen Volkes» beleuchtet die Geschichte der USA von der Landung von Christoph Kolumbus bis zur Ära von George W. Bush, in einer Neuauflage im Jahr 2003.

Sein Motto ist griffig: «Es gibt keine objektive Geschichte. Es gibt nur eine Geschichte, die erzählt wird, und sie wird von denen erzählt, die Macht haben.»

Statt die glorreichen Momente zu betonen, legt Zinn den Fokus auf die Ausbeutung und Unterdrückung von Minderheiten. Dabei zieht er immer Parallelen zur strukturellen Ungerechtigkeit in den USA und nennt das Übel beim Namen.

Wer profitiert – wer nicht?

Wie ein roter Faden zieht sich das Missverhältnis von Reich und Arm durch die Geschichte der USA. Zinn formuliert es so: «Die Immigranten, die Armen, die Verlorenen, Schwarze in New Orleans, Arbeiter, die ihre Jobs verloren haben, die 40 Millionen ohne Krankenversicherung. Es gibt eine riesige Zahl von Menschen, die vom Reichtum dieses sehr reichen Landes nicht profitieren.»

Protest-Szene, Männer werden von Polizei abgeführt, herumliegendes Papier.
Legende: Professor, aber auch Aktivist und Stimme des Volkes: Zinn wurde am 6. Mai 1971 in Boston während einer Sitzdemonstration gegen den Vietnamkrieg in Gewahrsam genommen. Damals wurden mindestens 100 Personen verhaftet. Keystone/AP Photo

Besonders kritisiert Howard Zinn die US-Aussenpolitik: Im Kapitel «Das Imperium und das Volk», das den im öffentlichen Bewusstsein wenig verankerten Philippinisch-Amerikanischen Kolonialkrieg von 1899 mit seinen 100’000 Toten behandelt.

Auch den Vietnamkrieg brandmarkt Zinn als brutales Zeugnis kolonialer Politik, indem er Kriegsverbrechen wie das Massaker von My Lai und das Flächenbombardement von Vietnam und Kambodscha in den Fokus rückt.

Bibel der Bürgerrechtsbewegung

Neben seiner historischen Arbeit war Zinn auch vehementer Bürgerrechtler. Sein Engagement gegen den Vietnamkrieg machte ihn zum Ziel der Überwachung durch das FBI. Er spielte eine wichtige Rolle bei der Veröffentlichung der Pentagon-Papiere im Jahr 1971, als Daniel Ellsberg geheime Regierungsdokumente an die New York Times weitergab.

Auch wenn Zinn den Bogen gelegentlich überspannt und Amerikas Geschichte durchweg in dunklen Farben zeichnet, bleibt sein aufwühlender und faktenstarker Geschichtsklassiker ein wichtiges Werk der Bürgerrechtsbewegung.

Buchhinweis

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Howard Zinn: «Eine Geschichte des amerikanischen Volkes», aus dem Englischen von Sonja Bonin, 960 Seiten. März Verlag 2024.

«Eine Geschichte des amerikanischen Volkes» erinnert daran, dass Amerikas Historie nicht nur von glorreichen Momenten geprägt ist. Zinn erzählt auch von zahlreichen Kämpfen der unterdrückten und stigmatisierten Bevölkerungsgruppen, etwa gegen schlechte Arbeitsbedingungen und politische Benachteiligung.

Über 40 Jahre nach Erscheinen ist das Buch noch immer ein aufwühlender Ritt durch die Schattenseiten amerikanischer Politik und lässt erahnen, warum die USA bis heute eine zerrissene Nation sind.

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Radio SRF 2 Kultur, Kultur Aktualität, 06.09.2024, 17:10 Uhr.

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