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«Ich war Diener im Hause Hobbs» von Verena Rossbacher
Aus 52 beste Bücher vom 09.12.2018. Bild: © Joachim Gern
abspielen. Laufzeit 45 Minuten 57 Sekunden.
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Roman über die High Society Ein Diener vom Zürichberg packt aus

Die High Society vom Zürichberg aus der Sicht eines Butlers: Er kennt alle Geheimnis einer reichen Anwaltsfamilie, auch dunkelste und tödliche. Davon erzählt Verena Rossbacher.

Irgendwo zwischen Robert Walser und «Downton Abbey» balanciert Verena Rossbacher in ihrem Roman «Ich war Diener im Hause Hobbs». Um sich das Studium in Zürich zu verdienen, hat sie selber eine Zeitlang bei einer Familie vom Zürichberg gearbeitet. Sie weiss also, wovon sie schreibt.

Rossbacher arbeitet schön heraus, wie es Menschen gibt, die selber bügeln müssen, und die Happy Few, die bügeln lassen. Und denen wird dann noch Stil und Klasse attestiert. Eine ungerechte Welt. So weit ist das bekannt.

Buchhinweis

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Verena Rossbacher: «Ich war Diener im Hause Hobbs». Kiepenheuer & Witsch, 2018.

Der Butler weiss alles

Weniger bekannt ist das seltsame Macht- und Ohnmachtverhältnis, das zwischen Dienstherrschaft und Dienern herrscht. Den Erzähler in «Ich war Diener im Hause Hobbs» lässt Rossbacher sagen, als Butler bleibe einem nichts verborgen.

Man lebe mit einer Familie zusammen und wisse alles von ihr. «Man hat dieses Wissen, das erhebt einen über sie, aber man verrichtet niedere Dienste, das gleicht die Sache wieder aus.»

Bröckelnde Zürichberg-Fassade

Der Diener in Verena Rossbachers Roman glaubt zunächst, eine Idealfamilie wie aus dem Hochglanzprospekt für Luxusuhren vor sich zu haben: unendlich reich, schön, sympathisch, korrekt.

Doch allmählich bröckelt die schöne Zürichberg-Fassade. Der Dienstherr ist ein Wirtschaftsanwalt, der mit Steuer-Schummeleien und anderen Betrügereien zu Geld kam.

Rossbacher zweifelt aufgrund ihrer eigenen Bekanntschaften aus der High Society vom Zürichberg, ob diese Kreise wirklich ein Unrechtsbewusstsein kennen.

EIn Mann geht durch ein Haus
Legende: Der Mann im Hintergrund bekommt viel mit: Der Butler kennt die dunklen Geheimnisse der Familie Hobbs. Getty Images / Jacobs Stock Photography

Perfektes Doppelleben

Die reiche Familie im Roman führt jedenfalls ein perfektes Doppelleben: vordergründig gediegen und kunstsinnig, im Verborgenen aber profitiert sie von der kriminellen Energie des Anwalts. Auch ihrem Diener zwingt die Familie eine neue Identität auf: Selbst seinen Namen muss er ändern.

Dennoch gehört zu den Verdiensten von Rossbachers Roman, dass sowohl der Butler wie auch die gehobenen Schichten ohne verzehrend klassenkämpferische Schwarzweiss-Schablonen gestaltet sind. Besonders reizvoll ist, wie sich im Roman die Milieus immer unheilvoller verzahnen, bis es blutig wird.

Verena Rossbacher lockt uns auf verschiedene Fährten: Zunächst scheinen wir es mit einem Dienerroman zu tun zu haben, dann mit einem Wirtschaftsthriller, schliesslich mit einer doppelbödigen Gesellschaftssatire. Vor allem aber ist «Ich war Diener im Hause Hobbs» ein mit Verve, Leidenschaft und Tiefgang geschriebener Unterhaltungsroman im besten Sinn des Wortes.

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