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Roman von Boris Johnson Johnsons Roman über einen «coolen Typen» wie er selbst

Der neue britische Premier schrieb 2004 einen Roman. Darin entwirft er eine Hauptfigur, die ihm sehr ähnlich ist.

Boris Johnson wird nie müde, sich und seine Ideen zu präsentieren. Zuerst als Journalist, dann als Politiker und auch als Autor veröffentlichte er mehrere Bücher. 2004 erschien sein Roman «Seventy-Two Virgins: A Comedy of Errors».

«Seventy-Two Virgins» von Boris Johnson

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Der Roman handelt von einem islamistischen Terror-Anschlag im britischen Parlament. Dort ist der amerikanische Präsident zu Besuch. Dieser ist auch das Ziel der Islamisten, die mit ihrem Märtyrer-Tod auf ein Paradies mit 72 Jungfrauen hoffen.

Aufgrund blöder Zufälle schaffen es die Terroristen bis in die Westminster Hall. Den Anschlag mit Geiselnahme inszenieren sie als TV-Reality-Show.

Der Roman zeichnet ein politisches System mit viel Eitelkeit und Ränken. Mittendrin steht der Abgeordnete Roger Barlow. Er ist auf dem Weg zur Rede des Präsidenten und gerät in den Terroranschlag hinein. Was ihn eigentlich beschäftigt, ist aber eine aussereheliche Affäre, die aufzufliegen droht.

Der Roman von Boris Johnson wurde 2004 im HarperCollins Verlag veröffentlicht. Die Kritiken zu seinem Buch waren durchzogen. 2012 erschien die deutsche Übersetzung von Juliane Zaubitzer im Verlag Haffmans & Tolkemitt.

Nicht nur die Frisur sitzt

Ein Autor sollte nicht mit seinen Figuren gleichgesetzt werden. Ähnlich sind sich Protagonist und Erschaffer des Romans aber allemal.

Roger Barlow, die Hauptfigur, ist ein konservativer Abgeordneter. Er hat eine unordentliche Frisur und ist stets mit dem Velo unterwegs.

Auch auf politischer Ebene wirkt Roger Barlow als Alter Ego des neuen britischen Premiers. Barlows Assistentin beschreibt ihn als «sehr elastisch» in seinen Ansichten.

Verwenden, was man kennt

Johnson sagte in einem Interview, dass er nicht gleichzusetzen sei mit seinem Protagonisten: «Er ist nicht derselbe wie ich. Aber man muss mit dem arbeiten, was man kennt.»

Er liess also seine Erfahrung mit dem britischen Politbetrieb einfliessen – und die dortigen Querelen und Eitelkeiten. Ein grosses Plus am Buch: Boris Johnson schreibt oft mit Witz und viel Selbstironie. Auch seine persönlichen Eskapaden spiegeln sich in Barlows Leben wider.

Ein cooler Typ

Roger Barlow ist moralisch nicht einwandfrei. Trotzdem will Johnson, dass er als cooler Typ rüberkommt und kreiert mit ihm einen Antihelden.

In slapstickartigen Szenen rettet er den US-Präsidenten, schlägt den islamistischen Terroristen nieder und beendet die Geiselnahme.

«Für einen Mann wie Roger Barlow scheint die ganze Welt wie ein komplizierter Witz», schreibt Johnson.

Sendung: Radio SRF 2 Kultur, Kultur aktuell, 17:10 Uhr

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