Jens Steiner heisst der diesjährige Gewinner des Schweizer Buchpreis. Die Jury würdigt sein Buch «Carambole» als «einen Roman von grosser poetischer Kraft, der in zwölf Runden einen dörflichen Schauplatz zwischen Stille und untergründiger Gewalt komponiert». Steiners Beschreibungen von Schuld und Scham in einer Dorfgemeinschaft klängen ungerührt und berührten gerade dadurch, hiess es in der Laudatio.
Jens Steiner ist der unerwartete Gewinner
Die Auszeichnung kommt relativ unerwartet: Im Vorfeld wurde nebst Ralph Dutli besonders Jonas Lüscher mit seinem Roman «Frühling der Barbaren» als Favorit gehandelt. «Dass nun Jens Steiner den Buchpreis erhalten hat, hat mich überrascht», sagt SRF-Literaturredaktorin Luzia Stettler.
«Es ist ein stilles, unspektakuläres Buch – es hat aber den Preis ohne Zweifel verdient: Steiner gehört zu den vielversprechendsten Nachwuchsautoren der Schweiz», sagt Luzia Stettler.
«Carambole» ist der zweite Roman des 1975 geborenen Autors. Er war damit auch auf der Longlist des Deutschen Buchpreises vertreten.
Kein explizites Bekenntnis zum Nachwuchs
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Von der Schweizer Buchpreis-Jury weiss Luzia Stettler aber auch, dass die Preisvergabe an einen jungen Autor nicht als Strategie oder Neuausrichtung des Buchpreises zu verstehen ist: «Es wurden zwar mehrheitlich jüngere Autoren nominiert – doch die Jury will dies nicht explizit als Bekenntnis zum Nachwuchs verstanden haben.» Es seien einfach die besten Bücher des Jahres gewesen.
Die Preisvergabe an einen Nachwuchsautor steht im Gegensatz zu jener im letzten Jahr: 2012 wurde mit Peter von Matt eine Grösse des Schweizer Literaturbetriebs gewürdigt. «Es scheint, dass der Schweizer Buchpreis jedes Jahr wieder eine andere Farbe hat», sagt Luzia Stettler. Früher sei eher die Renaissance des Erzählens im Vordergrund gestanden. «Dieses Jahr waren es vor allem Autoren, die mit Sprache und der Form des Erzählens experimentieren.»
Insgesamt 82 eingereichte Romane
«Carambole» ist einer von fünf Titeln, welche die Jury im September unter 82 eingereichten Romanen und Essays von Schweizer Autorinnen und Autoren nominiert hat. Die weiteren Nominierten waren Ralph Dutli, Roman Graf, Jonas Lüscher und Henriette Vásárhelyi.
Jens Steiner erhält für sein prämiertes Buch 30'000 Franken. Die weiteren Nominierten erhalten je 2500 Franken. Die Preisverleihung fand im Theater Basel vor 400 Gästen statt.