Christian Kracht überrascht seine Leserschaft gern mit erstaunlichen Stoffen. Sein Roman «Die Toten», der am Sonntag den Schweizer Buchpreis erhalten hat, ist keine Ausnahme.
Die Jury würdigte das Buch als eine Hommage an die Ära des Stummfilms. «Filmisch ist auch seine Sprache: mit grossem Gespür für Perspektiven, Details und Kontraste. Krachts Kameraauge fokussiert den vordergründigen Kulturbetrieb wie den Hintergrund des aufziehenden Totalitarismus.» Die Jury erkannte darin «eine gelungene Verknüpfung von grossem literarischen Können mit einer hellsichtigen Diagnose unserer Gegenwart».
Die weiteren Nominierten Charles Lewinsky, Sacha Batthyany, Michelle Steinbeck und Christoph Höhtker erhielten zweite Preise in Höhe von 2500 Franken.
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«Die Toten»
In Christian Krachts Roman «Die Toten» führt der Weg zum Film, in das Jahr 1933, nach Deutschland, Japan und nach Kalifornien. Das Ende findet in den Hügeln von Hollywood statt.
Handlung bedeutet aber gar nichts, Stil alles, wie Christian Kracht es in einer Art parfümierten Kunstwollens schon länger vorführt. Hier reiht er edle Adjektiv-Ketten aneinander, bis sich alles Fassbare verflüchtigt und man den Sinn der Sätze oft übersetzen muss.
Leerlaufende Ironie
Das war mal anders, beim Debüt «Faserland» zum Beispiel, vor über zwanzig Jahren, und auch danach. Aber inzwischen hat sich dieser Autor darauf verlegt, alles mit einer leerlaufenden Ironie zu überzuckern und so wie Thomas Mann zu schreiben, wie der nur nie geschrieben hat.
Kracht gefällt sich als Rätsel-Figur
Alles Fake, alles Attitüde. Der Blick aus der Loge, der ziemlich entspannt ein ziemlich wirres und oft gewalttätiges Bühnengeschehen betrachtet. Das hat Methode, natürlich.
Christian Kracht ist nicht zu fassen. Sein Roman «Die Toten» ist eigentlich ohne Inhalt und wenn sein Autor sich äussert, dann sagt er nichts. Immer schon hat er sich als Rätsel-Figur gegeben, die hinter den Spiegelungen seiner Texte und Themen verschwindet.