Gleich zu Beginn berichtet die Erzählerin von der Tagung «Migration und Gegenwart», auf der sie den Fotografen Tokoll kennenlernt. Mit ihm unterhält sie sich über Joghurt: «Joghurt ist ein Fremdwort, ein Wanderwort» und «die Speise, die hinter der Bezeichnung steckt, schmeckt in jedem Land anders.»
Migration nicht als Angstthema
Das Thema Migration also. Aber nicht als ordentlicher Roman, wie er vom Literaturmarkt verlangt wird. Und schon gar nicht als Angstthema in der Form politischer Reden.
Man könnte Gahses Fragmente als Versuch verstehen, ursprünglichen Spass an der Bewegung zu erzeugen: Reisen, Schweifen, Schlendern, Fliegen, Mundbewegungen und Gangarten sind Themen dieser kurzen instabilen Texte und originellen Gedankenverbindungen.
Schreibend unterwegs in Europa
Die Erzählerin präsentiert Migrationsbiographien wie die ihres Grossvaters, der, wie sie selbst, in Ungarn geboren wurde. Sie verfolgt die Bewegungen der Sprache und der Wörter. Sie puzzelt sich aus realen Erfahrungen und aus der Phantasie ihren Süden zusammen. Vom Karpatenbecken über Frankreich und Norditalien bis zur Iberischen Halbinsel – das ist die Gegend des «Südsudelbuches».
In Gahses «Donauwürfel» war es die Donau, in «Durch und Durch» Müllheim/Thurgau, in den «Instabilen Texten» die Schweiz. Zsuzsanna Gahse ist in Europa unterwegs mit ihrem Schreiben.