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US-Autorin Brit Bennett «Würdet ihr das auch bei Weissen machen?»

Brit Bennett wurde mit einem Essay über latenten Rassismus bekannt. Nun ist ihr neuer Roman auf Deutsch erschienen.

In ihrem ersten Roman «Die Mütter», der jetzt auf Deutsch erschienen ist, erzählt Brit Bennett von einer jungen Frau, die ihre Rolle in der Gesellschaft sucht. Sie hat keine Vorbilder und muss ihren Weg allein finden. Dieser Weg ist geprägt von einer pragmatischen Haltung dem Leben gegenüber.

Pragmatisch und lebensnah ist auch Brit Bennetts Essay, der sie berühmt gemacht hat: « I Don’t Know What to Do With Good White People » – auf Deutsch «Ich weiss nicht, wie ich mit guten weissen Menschen umgehen soll» – wurde innerhalb von drei Tagen über eine Million Mal angeklickt.

Rassistische Polizeigewalt als Auslöser

Anlass für diesen Essay war der Tod des jungen Afroamerikaners Eric Garner im Jahr 2014 auf Staten Island, New York. Garner wurde von weissen Polizisten verhaftet und starb dabei.

Später sagte einer der beteiligten Polizisten vor Gericht, er habe nie die Absicht gehabt, jemanden zu verletzen. Er sei kein Rassist.

Diese Aussage liess Britt Bennett keine Ruhe mehr. In ihrem persönlichen Umfeld hatte sie zwar keinen so tragischen Fall erlebt, aber sie begegnete vielen Weissen, die betonten, keine Rassisten zu sein. Mehr noch, die sich deswegen selbst auf die Schulter klopften.

«Würdest du das auch bei weissen Jugendlichen tun?»

«Ich erinnere mich, wie sich eine weisse Bekannte damit brüstete, nicht die Polizei gerufen zu haben, als afroamerikanische Jugendliche laut Musik hörten», erinnert sich die Autorin. «Und ich dachte damals: Wieso würdest du überhaupt die Polizei rufen wollen? Würdest du das auch bei weissen Jugendlichen tun?»

Dieses Erlebnis hat Brit Bennett zum Anlass genommen, um über latenten Rassismus zu schreiben.

Die Autorin ist 1990 geboren und in Kalifornien in einem gutbürgerlichen Umfeld aufgewachsen – in einer ethnisch vielfältigen Gemeinde. Ihr Vater war Staatsanwalt in Los Angeles, sie hat unter anderem an der Standford University studiert.

Bennett betont, dass sie heute nicht mehr dem gleichen Art Rassismus ausgesetzt sei wie beispielsweise ihre Mutter, die während der Rassentrennung in Louisiana aufwuchs.

Die Absichten der anderen einschätzen

Aber jetzt werde eine andere Art Rassismus spürbar: «Es ist ein neues Phänomen: Man muss lernen, die Absichten der Mitmenschen einzuschätzen.»

Es sei vergleichbar mit dem Gefühl einer Frau, auf der Strasse verfolgt zu werden, sagt die 28-Jährige. «Vielleicht ist es eine konkrete Gefahr – oder es ist jemand, der zufällig denselben Weg geht. Man weiss es nicht. Und deshalb muss man auf der Hut sein.»

«I Don’t Know What to Do With Good White People» ist ein engagierter Text, der von Brit Bennetts persönlichen Erfahrungen und denjenigen ihrer Familie erzählt.

Und der unbequeme Fragen stellt. Zum Beispiel: Wenn sich Weisse rühmen, gegenüber Afroamerikanern anständig zu sein – müssen die Afroamerikaner dafür dankbar sein? Sind sie weniger anständige Menschen, wenn sie für die gute Behandlung nicht dankbar sind? In solchen Fragen spiegelt sich laut Bennett das Thema des latenten Rassismus’.

Keine Antworten, aber …

Bennetts Essay zeigt keinen Ausweg aus dem Dilemma zwischen weissen und schwarzen Menschen. Trotzdem hat sie bei ihren Leserinnen und Lesern einen Nerv getroffen. Sei es, weil sie selbst latenten Rassismus spüren oder durch Bennetts Essay für das eigene Verhalten sensibilisiert worden sind.

Und darin liegt die Qualität des Textes: Er beansprucht nicht für sich, Antworten geben zu können und zu wissen, was richtig und was falsch ist. Aber der Leser und die Leserin wird in die Pflicht genommen und mit sich selbst konfrontiert.

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