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Literatur Wie Teufels Küche unsere Sprache prägte

Irgendwann müssen alle den Löffel abgeben, doch bevor es soweit kommt, achten wir tunlichst darauf, nicht in Teufels Küche zu kommen. Viele Redewendungen kommen aus der Küche. Der Sprachforscher Christian Schmid hat in «Da hast du den Salat» darüber geschrieben und dabei viel übers Kochen gelernt.

SRF: Woher kommt Ihr Interesse für Redensarten aus der Küche?

Christian Schmid: Ich finde Redensarten interessant, weil sie in der Sprache lange bestehen bleiben. Selbst wenn der Rahmen, woraus sie entstanden, nicht mehr existiert. Das Hauptaugenmerk meines Buches liegt auf der älteren Küche, als man noch über Feuer kochte. Es ging mir einerseits um die Sprache, aber andererseits auch um die Kultur der Küche.

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Repo: Marktbesuch mit Christian Schmid (Kultur aktuell, 12.4.16)
03:30 min
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Warum hat ausgerechnet die Küche unsere Sprache so stark geprägt?

Die Küche ist ein Bereich, der zum Alltag jeder Familie gehört. Dieser Raum war während Jahrhunderten der einzige Raum im Haus. Das waren sogenannte Ein-Raum-Behausungen. Da spielte sich schon in der Antike das Leben ab. Der Herd war das Zentrum des Familienlebens. Die Küche spielt eine wichtige Rolle. Das spiegelt sich in der Sprache wieder.

Sind Sie bei Ihrer Arbeit auch auf schöne Redensarten gestossen, die heute nicht mehr verwendet werden?

Es gab tatsächlich Redensarten, die mir gut gefallen und die leider verloren gingen. Früher ärgerte man sich wegen des Rauches vom offenen Küchenfeuer. Dazu gab es viele Redensarten. Man sagte zum Beispiel: «Es raucht in jeder Küche». Das bedeutete: Jeder hat seine Probleme. Oder: «Mir ist der Rauch in der eigenen Küche lieber, als das Feuer in einer anderen Küche.» Das bedeutete: «Zuhause ist es mir am wohlsten». Solche Redensarten sind halt aus dem Sprachgebrauch verschwunden.

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Legende: srf

Christian Schmid ist Sprachwissenschaftler. Vor seiner Pension arbeitete er über 20 Jahre als Mundart-Spezialist bei Radio SRF 1. Sein Buch «Da hast du den Salat» erschien im Cosmos Verlag.

Was hat Sie während der Arbeit an Ihrem Buch überrascht?

Die Überraschung lag darin, dass sich mein Kochstil durch die Arbeit am Buch verändert hat. Früher leerte ich das Wasser nach dem Gemüsekochen weg. Heute behalte ich den Gemüsesud, um Reis zu kochen. Dann habe ich gleich eine Basis für Gemüsebouillon. Oder ich verwende Reste vom Gemüseschneiden ebenfalls für Bouillon. Früher musste man Lebensmittel viel besser verwerten. Das hat mich sehr beeindruckt.

Interessant ist auch, dass wir heute noch Licht «anzünden» oder «brennen» lassen. Das ist eigentlich ein Witz in einem elektrisch beleuchteten Raum. In Kochbüchern steht heute noch «auf kleinem Feuer köcheln lassen». Da sieht man wie die Sprache alte Ausdrücke behält, auch wenn die Grundlage längst nicht mehr da ist. Dennoch verstehen wir, was gemeint ist.

Wenn Sie eine Redewendung aus dem Bereich der Küche erfinden könnten, welche wäre das?

Vielleicht: «Brauchen ist besser als wegwerfen».

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