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Zum Tod von Dzevad Karahasan
Aus SRF 2 Kultur Live vom 19.05.2023. Bild: Suhrkamp Verlag
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Zum Tod des bosnischen Autors Dzevad Karahasan gab Bosnien-Herzegowina eine Stimme

Er vermittelte zwischen West und Ost. Jetzt ist der preisgekrönte Schriftsteller ist im Alter von 70 Jahren gestorben.

Der bosnische Schriftsteller Dzevad Karahasan ist im Alter von 70 Jahren in Graz gestorben. Dies teilte der Suhrkamp-Verlag am Freitag unter Berufung auf die Familie des Verstorbenen mit.

Karahasan gilt als einer der bedeutendsten zeitgenössischen Literaten, der Bosnien-Herzegowina mit seiner komplexen Geschichte eine Stimme gab.

Flucht aus Sarajevo

Geboren wurde er 1953 in der bosnisch-jugoslawischen Stadt Duvno (heute bekannt als Tomislavgrad). Der Sohn muslimischer Eltern studierte Literatur- und Theaterwissenschaft in Sarajevo und Zagreb. Die bosnische Hauptstadt sollte zu seinem Lebensmittelpunkt werden.

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Trost des Nachthimmels - der bosnische Autor Dzevad Karahasan
aus Passage vom 12.02.2016. Bild: Imago/gezett
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Sarajevo bezeichnete er einmal als Ort seines Schicksals. Er harrte 1992 – im Zuge des Zerfalls Jugoslawiens – etwa ein Jahr lang im belagerten Sarajevo aus, bis ihm die Flucht gelang.

Werke über Bosniens Geschichte und darüber hinaus

Karahasan nahm Gastdozenturen und -professuren in Deutschland und Österreich an. Von 1996 bis 2003 war er Stadtschreiber in Graz. In den letzten Jahren pendelte er zwischen Sarajevo und der steirischen Landeshauptstadt. 

Viele seiner Bücher wurden ins Deutsche übersetzt, darunter «Der östliche Divan» (1993), «Das Buch der Gärten» (2002), «Berichte aus der dunklen Welt» (2007) und «Der Trost des Nachthimmels» (2016). In seinem letzten Roman «Einübung des Schwebens» (2023) stellt er die Belagerung Sarajewos ins Zentrum, die er selbst erlebt hatte.

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Dżevad Karahasan: «Einübung ins Schweben»
aus Kultur-Aktualität vom 07.02.2023. Bild: Imago / Manfred Siebinger
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«Hätte ich damals versucht, die Grausamkeiten des Krieges, das Schreckliche, das Unerträgliche zu notieren, wäre ich am Ende der Belagerung kein normaler Mensch mehr gewesen», so Karahasan im Februar 2023 gegenüber SRF.

Etliche seiner Romane und Essays erzählen von der früheren islamischen Zivilisation in Bosnien und darüber hinaus. Karahasan erhielt zahlreiche Preise, darunter 2004 den Leipziger Buchpreis und 2020 den Goethepreis der Stadt Frankfurt.

Radio SRF 2 Kultur, Kultur-Nachrichten, 19.05.2023, 17:30 Uhr;

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