Worum geht's?
Wer sein Facebook-Profil öffnet, findet in seinem News Feed bisher vor allem Statusmeldungen, Fotos oder Links zu Artikeln. Seit einiger Zeit tauchen dazwischen auch Live-Videos auf.
Bald soll es möglich werden, über Facebook auch Tonaufnahmen in Echtzeit mit seinen Freunden zu teilen. Das haben zwei Entwicklerinnen auf dem Firmenblog des sozialen Netzwerks angekündigt.
Bisher können diese neue Audio-Funktion zwar erst einige Partner von Facebook, darunter die britische BBC und ein amerikanischer Hörbuchverlag, nutzen. Doch im neuen Jahr soll sie dann auch jedem privaten Nutzer zur Verfügung stehen.
Warum ist's interessant?
Nach der Ankündigung von 360°-Live-Videos vor gut zwei Wochen, geht Facebook mit Live Audio zwar technisch gesehen einen Schritt zurück. Insgesamt ist es aber ein weiterer Schritt in die Richtung, die das Unternehmen bereits seit einiger Zeit eingeschlagen hat: Nicht mehr Statusmeldungen sollen in Zukunft den Newsfeed von Facebook dominieren, sondern live übertragene Bilder und Töne.
Das Livestreaming auch ohne Bild nutzen zu können, kommt einerseits Nutzern zugute, deren Internetverbindung zu langsam ist, um in Echtzeit grosse Videodateien hochzuladen – wie Reporter in Krisengebieten oder Menschen in abgelegenen Regionen.
Andererseits auch unabhängigen Podcast- oder Radiomachern, weil sie ihre Inhalte leichter und ohne grosses Budget verbreiten können. Gerade in den USA haben sich erfolgreiche Podcast-Formate etabliert, die Geschichten über die Sprache, Geräusche und Musik erzählen, etwa die investigative Audio-Serie «Serial» . Auf diesen Zug springt Facebook nun auf.
Müssen sich herkömmliche Radios und Podcast-Produzenten also warm anziehen? «Ein Frontalangriff aufs Radio und natürlich auf Podcasts », kommentiert das Magazin Wired . Demgegenüber schreibt SRF-Radiojournalist Tobias Gasser in seinem Blog , dass er von Facebook eine heimtückischere Ankündigung erwartet: etwa einen personalisierten Radiosender.
Facebook dürfte es wohl mit Live Audios in erster Linie nicht darum gehen, Konkurrenz zu den herkömmlichen Radiostationen zu schaffen. Sondern darum, die Nutzer möglichst lange auf der Seite zu behalten.