Seine ersten Sporen verdiente sich der Flötist und Komponist Henry Mancini als Freelancer, der auf Hochzeiten schwungvolle Melodien für drei Dollar pro Abend zum Besten gab. Später studierte er mit Jazzmusiker Benny Goodman den Big Band-Sound.
In den 1950er-Jahren arbeitete er für die Universal Studios und vertonte dort im Akkord Horrorfilme, darunter das berühmte B-Movie «Tarantula». Für ein kleines Ensemble arrangierte er mit seinen Kollegen effektvolle Puzzleteile, die dann später zu einer Filmmusik beliebig zusammengesetzt wurden.
Lehrjahre sind seine Herrenjahre
Nach den lehrreichen Tagen bei Universal entwickelte Mancini sich zum geschickten Swing- und Pop-Arrangeur, der mit Regisseur Blake Edwards eine kongeniale Filmfreundschaft entwickelte.
Daraus gingen Hits wie das Krimi-Thema «Peter Gunn» hervor, sowie die unsterblichen Klassiker «Moon River» und «Der rosarote Panther». Anfang der 1960er-Jahre kam der grosse Durchbruch. Blake Edwards engagierte Mancini für seine Truman Capote-Verfilmung «Frühstück bei Tiffany».
Henry Mancini tüftelte Tag und Nacht an einer zündenden Idee für die berührende Szene mit Audrey Hepburn – Gitarre spielend auf der Fensterbank. Der Song wurde zu Mancinis kommerziell grössten Erfolg.
«Eines Nachts habe ich mich in mein Studio gesetzt und die ersten drei Noten auf dem Klavier probiert. Ganz plötzlich sprudelte ‹Moon River› aus mir heraus. Ein Monat nachdenken, eine halbe Stunde aufschreiben.»
Rosa Vierbeiner mit Sparpotenzial
Der andere Geniestreich ist ein Meisterstück musikalischer Coolness: Triangel, Kontrabass, Klavier und das lässige Saxofon lassen den geschmeidigen rosaroten Panther durch die Strassen einer namenlosen Metropole schleichen.
Schauspieler Jack Lemmon soll angeblich geweint haben, als er das Pink Panther-Thema zum ersten Mal gehört hat. Weil es so verteufelt cool geklungen hat und nicht etwa, weil es so traurig war.
Von Jazz bis Horror konnte Mancini alles
In den späten 1960er-Jahren beschäftigte sich Mancini vermehrt wieder mit dem Thriller- und Horror-Genre, aber mit mehr Finesse und Mut zum Experiment als bei den Universal Studios.
1967 inszeniert Terrence Young den Psycho-Thriller «Warte, bis es dunkel ist». Ein buchstäblich düsteres Kammerspiel um eine blinde Frau, gespielt von Audrey Hepburn, die in einem New Yorker Apartment von drei Gangstern terrorisiert wird.
Meister des Arrangements
Für das Katz-und-Maus-Spiel im Halbdunkel hatte Mancini eine raffinierte Musik konzipiert – ganz im Kontrast zu seiner sonst so schwungvollen Band-Musik. Zwei vierteltönig gestimmte Klaviere kombiniert Mancini mit Sitar, elektrischer Gitarre und einer gepfiffenen Melodie im Hintergrund.
Mancinis Geniestreich zeigt das von Angst und Schrecken geplagte Innenleben einer Blinden, der den Kampf mit drei Männern aufnehmen muss.
Alles in allen war Henry Mancini kein typischer Genre-Komponist, sondern ein Perfektionist des «Easy Listening». Seine zeitlose Qualität war das originelle, leichtfüssige Arrangement, eben der sprichwörtliche Mancini-Sound, mal rosarot, augenzwinkernd, aber auch finster und verstörend.