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100 Jahre Schlagzeug Drum spielen Frauen keine Drums

Das Schlagzeug feiert seinen 100. Geburtstag. Nach wie vor greifen nur wenige Frauen zu den Sticks. Warum eigentlich?

Sie sind das Herzstück jeder Band: Schlagzeuger. Und selbstverständlich Schlagzeugerinnen. Doch Schlagzeugerinnen sind auf Bühnen kaum anzutreffen.

«Es gibt schweizweit wohl höchstens 10 bis 15 professionelle Drummerinnen, die Jazz, Pop oder Rock spielen», sagt Regula Frei. «Und das ist grosszügig geschätzt». Frei ist Geschäftsleiterin des Vereins Helvetiarockt, der junge Musikerinnen in diesen Sparten fördert.

Fehlende Vorbilder

So wenig Drummerinnen – und das in einem Land, das viele international bekannte Schlagzeuger wie Jojo Mayer oder Pierre Favre hervorgebracht hat.

Schweizer Schlagzeugerinnen

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Zu den bekanntesten Schweizer Schlagzeugerinnen zählen Maru Rieben, Béatrice Graf oder Irène Schweizer. Die 16-jährige Momo Kawazoe gilt als grosses Nachwuchstalent.

Regula Frei sieht den Grund dafür in fehlenden weiblichen Vorbildern, die wichtig wären: «Wenn junge Frauen eine Schlagzeugerin auf der Bühne oder als Lehrerin erleben, gehen sie viel stärker davon aus, dass sie das auch können.»

Klischees in unseren Köpfen

Es braucht also mehr Frauen wie Sheila E, die neben Prince stets selbstbewusst aufs Schlagzeug schlug. Oder wie Carla Azar, die mit Jack White auf den grossen Bühnen steht. In Schlagzeugmagazinen sind aber noch immer hauptsächlich Männer abgebildet, die sich an Snare, Tomtom und Bass Drum austoben.

Die gesellschaftlichen Klischees seien noch immer weit verbreitet, so Regula Frei: «In unseren Köpfen gehen wir davon aus, dass es Kindergärtnerinnen gibt und keine Kindergärtner. Schlagzeug spielen wiederum verbinden wir mit Adjektiven wie kräftig, hart, laut – mit dem vermeintlich Männlichen in unserer Gesellschaft.» Für Frauen gelte dies als atypisch.

«Ein Instrument ist ein Instrument»

Ein männliches Instrument? Das gibt es für die professionelle Schlagzeugerin Valeria Zangger nicht: «Ein Instrument ist ein Instrument. Punkt.» Die Bündnerin lotet mit ihrem Duo 2henning die Grenzen zwischen Jazz, Pop und elektronischer Musik aus. Das Schlagzeug hat sie als 11-Jährige für sich entdeckt.

Valeria Zangger

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Legende: ZVG

Die 33-jährige Bündnerin studierte Jazz an der Hochschule Luzern. Heute spielt sie in verschiedenen Formationen, unter anderem im Schlagzeugquartett DrumSights mit Pierre Favre. Sie wird häufig von Orchestern als Zuzügerin engagiert. Dies führte sie unter anderem nach Italien, Sardinien und Bulgarien.

Dabei wurde Valeria Zangger von ihrem Umfeld immer unterstützt, erhielt viele positive Reaktionen. Trotzdem müsse man als Mädchen manchmal mehr aushalten: «Wenn ein Junge sagt, er spiele Schlagzeug, heisst es einfach: ‹okay, cool.› Als Mädchen hörst du fast jedes Mal eine Bemerkung. Daran muss man sich gewöhnen.»

Schlagzeugerinnen gesucht

Um junge Schlagzeugerinnen und andere Instrumentalistinnen zu fördern, organisiert Helvetiarockt schweizweit Workshops. Dabei gründen Musikerinnen unter weiblicher Leitung Bands, feilen an ihrem Repertoire und treten auf. An Sängerinnen mangelt es nicht – Schlagzeugerinnen für eine Band zu finden ist schwieriger.

Es kommt deshalb vor, dass Mädchen in den sogenannten «Female Bandworkshops» am Schlagzeug einspringen müssen – so wie die 18-jährige Dshamilja Maurer, die ursprünglich nur Gitarre und Klavier spielte.

Einfach loslegen

«Ich hatte zwar schon die Angewohnheit, rhythmisch auf den Tisch zu klopfen. Doch Schlagzeug zu spielen, ist mir gar nie in den Sinn gekommen», so Dshamilja Maurer. «Aber ich habe es sofort gern gemacht.» Mittlerweile spielt die Churerin – wenn zeitlich möglich – zweimal wöchentlich Schlagzeug.

Andere junge Frauen brauchen ein bisschen mehr Ermutigung: «Manchmal muss man sie zum Schlagzeugspiel pushen», sagt Regula Frei und schmunzelt. «Letztlich geht es auch darum, einfach mal etwas auszuprobieren.» Und mutig den Takt anzugeben. So entstehen Vorbilder.

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