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Wie die Schallplatte Tenor Enrico Caruso berühmt machte
Aus Kultur-Aktualität vom 24.02.2023. Bild: Getty Images / Chicago History Museum
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150. Geburtstag des Tenors Enrico Caruso, der erste Plattenmillionär der Geschichte

Der Tenor Enrico Caruso gilt als Inbegriff des italienischen Opernsängers – und ist bis heute in aller Ohr. Grund dafür: die Schallplatte. Ein Blick auf die Karriere des Sängers, der am 25. Februar 150 Jahre alt würde.

11. April 1902, Grand Hotel de Milan in Mailand. Ein Jahr zuvor war Giuseppe Verdi hier verstorben. Nun sind hier drei Männer dabei, um Geschichte zu schreiben: Der italienische Pianist Salvatore Cottone, heute vergessen, dann Fred Gaisberg, der Dramaturg und Aufnahmeleiter der Londoner Gramophone Company und der Tenor Enrico Caruso.

Der Aufnahmetrichter ist in etwa so gross wie der Kopf des Tenors. Dieser muss sich halb über ihm beugen, damit seine Stimme in entsprechender Lautstärke auf die Matrize aus Wachs übertragen wird. Diese Technik kam übrigens der männlichen Stimme zugute. Die höheren Frequenzen einer Frauenstimme konnten damals zum Teil nicht aufgezeichnet werden.

Eine Investition, die sich auszahlte

Sechs Arien zeichnet Enrico Caruso bei Fred Gaisberg auf, für 100 englische Pfund. Und dies, obwohl der Chef der Londoner Gramophone Company mit dieser für damalige Verhältnisse horrenden Summe nicht einverstanden ist.

Doch Gaisberg hat den richtigen Riecher. Er ahnt, dass sich diese Investition lohnen wird. Und tatsächlich: Die Aufnahmen verkaufen sich europaweit so gut, dass die Firma mit dem Pressen der Schallplatten kaum nachkommt.

Ein Mann im Anzug steht neben einem alten Schaltplattenspieler und hält eine Platte in der Hand.
Legende: Bestseller auf dem Plattenteller: Enrico Caurusos Arien und Lieder fanden zu seinen Lebzeiten eine riesige Verbreitung – dank der Schallplatte. Imago / agefotostock

Fünf Jahre nach seinem Plattendebüt im Mailänder Grand Hotel bekommt Enrico Caruso eine in Gold gepresste Schallplatte geschenkt. Der Grund: Seine Aufnahme der Arie «La donna è mobile» aus Verdis Oper «Rigoletto» hatte sich eine Million Mal verkauft.

Damit ist der Tenor der sprichwörtlich erste Plattenmillionär der Geschichte – und die «Goldene Schallplatte» als Auszeichnung erfunden.

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Enrico Caruso zum 150. Geburtstag
aus Diskothek vom 20.02.2023. Bild: SRF / Sébastien Thibault
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«Ich habe was! Eine wundervolle Platte! Eine Platte von Caruserich! Von Caruserich!!!» So schwärmt der Komiker Ludwig Manfred Lommel auf einer humoristischen Schallplatte aus dem Jahr 1931. Zu dieser Zeit war Enrico Caruso schon zehn Jahre tot – aber dank des Mediums Schallplatte bereits unsterblich.

Als Parodie sang Lommel die goldprämierte «Rigoletto»-Arie. Das kann man durchaus als eine Verbeugung vor dem Startenor und dessen absolut unverwechselbarer Stimme interpretieren.

Ein Herr im Anzug sitzt an einem Schreibtisch umgeben von Zigarrenrauch.
Legende: Nicht ohne seine Zigarre: Der passionierte Raucher Enrico Caruso in einer undatierten Aufnahme. Keystone / AP / ENRICO CARUSO MUSEUM

Die Frage nach dem Grund seines immensen Erfolgs beantwortete Enrico Caruso selbst einmal so: «Ein grosser Brustkorb, ein grosser Mund, 90 Prozent Gedächtnis, 10 Prozent Intelligenz, sehr viel schwere Arbeit und … ein gewisses Etwas im Herzen!»

Ein ausschweifendes Leben

247 Opernarien und Lieder hat der Italiener aufgenommen. Damit hat er weit grössere Summen verdient als durch seine Auftritte an der Mailänder Scala oder der Met in New York.

Vor seinem Tod im Jahr 1921 betrug sein Vermögen sieben Millionen Dollar. Nach heutigen Massstäben wären das etwa 170 Millionen. Caruso besass unzäh­lige Anwesen und Häuser in Europa und Amerika, dazu Hunderte von Anzügen samt passender Lack­schuhe, ausserdem eine Samm­lung seltener Münzen.

Sammelobjekte für Caruso-Fans heute sind die originalen Grammofonplatten mit seiner Stimme. Die tauchen nämlich immer noch hin und wieder auf – auf Flohmärkten oder in Trödelläden.

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