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200 Jahre Neunte Sinfonie Beethovens «Ode an die Freude» sorgte öfter für Ärger

«Freude, schöner Götterfunken» kennen nicht nur Klassik-Fans. (Um-)Wege einer Hymne von den 1820er-Jahren bis heute.

Es war Freitag, der 7. Mai 1824: Im Wiener «Theater am Kärntnertor» wurde zum ersten Mal Ludwig van Beethovens 9. Sinfonie gespielt – bekannt als «Ode an die Freude».

Ein musikalischer Meilenstein

Das Stück war schon damals ein Politikum. Es wurde eingesetzt gegen den angeblich zu starken Einfluss der italienischen Musik in Wien. Vor allem gegen die Musik Gioacchino Rossinis.

Beethoven und Wossini als Illustration.
Legende: Musikalische Widersacher: Der subtile Teutone Beethoven und der sinnliche Südländer Rossini. So zumindest sagt es das Klischee. IMAGO / GRANGER Historical Picture Archive, Bildmontage: SRF

Heute gilt die Uraufführung als «Meilenstein der Musikgeschichte», wie das Bonner Beethoven-Haus schreibt. Für viele ist Beethovens 9. Sinfonie daher die «Sinfonie der Sinfonien» und aus dem Klassik-Repertoire so wenig wegzudenken wie die Mona Lisa aus dem Louvre.

Aber Beethoven war schon zeitlebens ein Star. Schon lange vor seiner Neunten. Er hatte Beziehungen bis zum Kaiserhaus. Zu dieser Uraufführung kam denn auch die ganze Haute-Volée Wiens. Das Haus mit 2'400 Plätzen war ausverkauft.

Beethoven wagt etwas Neues

Eine Sinfonie mit einem gesungenen Text war ein Novum. Wo Text ist, ist der sonst vage musikalische Inhalt plötzlich überdeutlich.

Historische Szene mit Personen und Pferdekutsche vor einem alten Gebäude.
Legende: Das Kärntnertortheater in Wien (um 1900): Hier wurde Beethovens 9. Sinfonie uraufgeführt. Ende des 19. Jahrhunderts wurde das Theater abgerissen. Gemeinfrei

Beethoven trug sich lange mit dem Gedanken, Friedrich Schillers «Ode an die Freude» zu vertonen. Ein Gedicht, in dem eine Zukunft der Gleichberechtigung imaginiert wird. In den Worten seiner Zeit schreibt Schiller: «alle Menschen werden Brüder».

Vom Avantgarde-Werk zur Polit-Hymne

Die Hymne, drei Töne hoch, drei Töne herunter, lässt sich leicht mit- und nachsingen. Und wurde vielfach für politische Zwecke benutzt.

In den 1970er-Jahren wurde sie zur Nationalhymne für das damalige Apartheid-Regime Rhodesien. Ein Jahrzehnt später sangen Frauen in Chile Beethoven, um damit für die Freilassung politischer Gefangener zu protestieren.

Juni 1989 sodann: Studenten in China singen die Ode bei ihren Protesten auf dem Platz des Himmlischen Friedens in Peking.

Und als im Herbst 1989 in Berlin die Mauer fällt, dirigiert kurz darauf Leonard Bernstein die Neunte mit Orchestern und Sängerinnen und Sänger aus Ost und West.

Europahymne mit Schattenseiten

Als Europahymne gilt Beethovens Sinfonie-Finale bereits seit 1972. Der Europarat wollte allerdings nicht, dass ein deutscher Text erklingt, also, dass eine Sprache bevorzugt wird.

Schwarzweissfoto: Herbert von Karajan dirigiert.
Legende: Arrangierte die Europahymne: Herbert von Karajan, hier beim Dirigieren von Beethovens 9. Symphonie. IMAGO / Everett Collection

Der Rat beauftragte Herbert von Karajan mit einem Instrumental-Arrangement ohne Stimmen, das seither gespielt wird. Das wird heute kritisiert, denn Karajan gilt nicht als unbefleckt: 1933 trat er der NSDAP bei.

Stimmen, unter anderem die des Musikwissenschaftlers Esteban Buch, fordern, man solle die Karajan-Version nicht mehr spielen. Buch sagt, ihn störe «die unaufgearbeitete Nazi-Vergangenheit Karajans. Seine Verbindungen zum NS-Regime werden bei jedem erneuten Spielen der Hymne aufs Neue unter den Tisch gekehrt.»

Der Vorschlag Buchs ist, nicht eine neue Hymne für Europa zu komponieren. Sondern einfach die Originalversion zu spielen – mit Text, auch wenn dieser deutsch ist.

Hier können Sie die «Ode an die Freude» erleben

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Das Beethovenhaus Bonn wartet am 7.5.2024 mit einer ganzen Veranstaltungsreihe auf – teilweise auch im Livestream .

Im Engadin gibt es die 9. Sinfonie am 16.6.2024 live zu erleben. Zum ersten Mal wird das Hauptthema in romanischer Sprache aufgeführt.

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Radio SRF 2 Kultur, Kultur-Aktualität, 7.5.2024, 7:06 Uhr.

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