Freddie Mercury gilt als einer der grössten Rockmusiker aller Zeiten: Seine Stimme mit einem Umfang über vier Oktaven, die schrillen Bühnenoutfits und zahlreichen Party-Exzesse machten ihn schon zu Lebzeiten zu einer Ausnahmeerscheinung.
Das legendäre Queen-Konzert im Londoner Wembley-Stadion 1986 zeugt bis heute von Mercurys enormer Bühnenpräsenz. Da stolziert der Sänger in gelber Militärjacke und weisser Hose mit roten Streifen wie ein Gockel über die Bühne. Streckt die geballte Faust in die Höhe, in der anderen Hand hält er seinen Mikrofon-Stab.
Wie Montreux zum Pilgerort wurde
In genau dieser Pose und diesem Outfit steht heute eine überlebensgrosse Bronzestatue von Freddie Mercury am Ufer des Genfersees in Montreux. «Es gibt keine offizielle Grabstätte, aber manche Leute behaupten, die Asche des Sängers befände sich in der Statue oder im Genfersee», sagt Lucien Muller. Der 38-Jährige ist Präsident des gemeinnützigen Vereins «Montreux Celebration», der seit 2001 jedes Jahr im September ein riesiges Fest anlässlich des Geburtstags von Freddie Mercury organisiert.
Die Fans von Freddie Mercury reisten aus der ganzen Welt nach Montreux, um Fotos zu machen und Blumen niederzulegen und so dem Sänger die Ehre zu erweisen, so Muller: «Ich komme oft hier vorbei, denn ich wohne gleich nebenan und hier ist wirklich immer jemand.»
In der Schweiz wurde Rockgeschichte geschrieben
Als Guide und Initiator der sogenannten «Freddie-Tours» führt der 38-Jährige seit 2020 Queen-Fans durch Montreux, denn hier verbrachte Freddie Mercury ab Ende der 1970er-Jahre viel Zeit und hat überall in der Stadt seine Spuren hinterlassen. Zum Beispiel im Casino von Montreux. Wo heute eine Queen-Ausstellung gezeigt wird, befanden sich damals noch die berühmten Mountain Studios, eines der besten Tonstudios der Welt mit topmoderner Ausstattung.
Neben Led Zeppelin, den Rolling Stones, David Bowie, Nina Simone und vielen mehr, nahmen auch Queen hier ab 1978 Alben auf. Insgesamt sechs Studioalben würde die Band hier produzieren und damit Rockgeschichte schreiben.
«A sleepy old town»
Trotzdem waren die Queen-Musiker zuerst keine Fans der Stadt, erzählt Lucien Muller: «Es war ihnen hier zu ruhig. Mercury nannte Montreux ein verschlafenes Nest. Seiner Meinung nach gab es hier nicht genug Bars, Diskotheken und Nachtclubs. Er kam also in erster Linie zum Arbeiten hierher.»
Doch Freddie Mercury hat das Leben in der Waadtländer Riviera auch genossen. In den Restaurants war er ein gern und häufig gesehener Gast. Und den Saint-Saphorin liess er sich kistenweise nach London liefern, so gerne hatte er den regionalen Wein. Ab 1987 band sich Freddie Mercury mehr und mehr an die Region. Schliesslich entschied der Sänger sogar, sein Leben zwischen London, wo er in der Garden Lodge seinen Hauptwohnsitz hatte, und Montreux aufzuteilen.
Seinen letzten Song hat er in der Schweiz komponiert
Zu diesem Zeitpunkt wusste der Sänger bereits, dass er schwer krank war. Der kleine Badeort am Fuss der Waadtländer Voralpen konnte ihm fernab von Medien und Fan-Rummel genau die Ruhe bieten, die er zum Schreiben neuer Songs brauchte. Mit Blick auf den See komponierte Freddie Mercury in seiner Wohnung in Montreux seinen letzten Song: «A Winter's Tale» – eine Ode an die Stadt Montreux, so Lucien Muller.
Am 23. November 1991 machte Freddie Mercury via Pressemeldung seine Erkrankung publik, nur einen Tag später starb er in London an einer Lungenentzündung, im Alter von nur 45 Jahren. «A Winter’s Tale» erschien erst 1995 auf dem postumen Album «Made in Heaven», dessen Cover die Berge und den Genfersee zeigt – die Aussicht, die Freddie Mercury vom Fenster seiner Wohnung in Montreux so gerne bewundert hat.