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40 Jahre «99 Luftballons» Diese Friedenslieder bieten Krieg und Unterdrückung die Stirn

Vier Jahrzehnte nach Nenas Hit sind Antikriegslieder aktueller denn je. Fünf zeitlose Hymnen, die Hoffnung schenken.

1. «99 Luftballons» von Nena (1983)

Bis an die Zähne bewaffnet standen sich die USA und die Sowjetunion zu Beginn der 1980er-Jahre gegenüber. Beide Atommächte wären in der Lage, die Welt mit nur einem Knopfdruck in Schutt und Asche zu legen. Genau dieses Szenario beschreibt «99 Luftballons» – Nenas grösster Musikhit.

Ein stimmiger Elektro-Funk, gepaart mit New-Wave-Sound und einer Frontfrau als rebellischer Rockgöre verhalfen dem Lied zu Weltruhm. Was viele nicht wissen: Die Plattenfirma wollte «99 Luftballons» ursprünglich gar nicht veröffentlichen. Das Lied hätte keinen richtigen Refrain und lange Instrumentalteile wären fürs Radio ungeeignet. Zum Glück kam es am Ende anders.

2. «Zombie» von den Cranberries (1994)

Mit «Zombie» landete die irische Band Cranberries 1994 einen Welthit. Die Leadsängerin Dolores O’Riordan stellte darin den blutigen Nordirlandkonflikt an den Pranger.

Das sinnlose Morden im Bürgerkrieg wird mit dem Vorgehen von Zombies verglichen, die nichts im Kopf haben und aus niederen Instinkten handeln. Auslöser für das Lied war O’Riordan zufolge der IRA-Bombenanschlag im März 1993, dem zwei Kinder zum Opfer fielen.

1998 wurden die Cranberries eingeladen, bei der Verleihung des Friedensnobelpreises im Kreise der politischen Elite aufzutreten.

3. «Wozu sind Kriege da» von Udo Lindenberg (1981)

1981 – mitten im Kalten Krieg – veröffentlichte Udo Lindenberg zusammen mit dem damals zehnjährigen Pascal Kravetz das Lied «Wozu sind Kriege da?». Darin richtete der deutsche Rockmusiker einen kritischen Blick auf die damals immanente Gefahr eines Angriffskrieges – aus der Sicht eines Kindes. Mit der Liedzeile «Keiner will sterben, das ist doch klar», gesungen von Pascal Kravetz, beginnt ein Song, der die Sinnhaftigkeit von Kriegen hinterfragt.

Mit dem Lied verurteilte Lindenberg zudem den NATO-Doppelbeschluss, wonach in Westeuropa neue Raketen stationiert werden sollten. Anfang der 1980er-Jahre wurde «Wozu sind Kriege da?» oft im Schulunterricht als Diskussionsgrundlage rund um die Aufrüstungsproblematik herangezogen.

4. «Imagine» von John Lennon (1971)

Lennons Lied gilt für viele als die Hymne aller Friedensbewegungen. Der Musiker und Friedensaktivist traf 1971 – während des Vietnamkrieges – den Nerv der Zeit: Er rief darin nicht nur zu einer Welt ohne Gewalt auf, sondern übte auch radikale Kritik an Nationalismus, Privateigentum und Religionen.

Die Strophen beginnen stets mit dem Wort «Imagine»: Laut Lennon müssen sich Menschen zuerst in ihren Köpfen eine bessere Welt vorstellen, bevor sie sie wirklich verändern können.

Zum Lied inspiriert wurde John Lennon von seiner Ehefrau Yoko Ono. Sie hatte Jahre zuvor in ihrem Buch Grapefruit einige Passagen mit dem ikonischen «Imagine» getextet – ein Muster, das im Song nachgeahmt wurde.

5. «Ermutigung» von Wolf Biermann (1968)

Liedermacher Wolf Biermann widmete sein vertontes Gedicht «Ermutigung» seinem Freund Peter Huche. Der wurde Mitte der 1960er-Jahre von der Stasi observiert und drangsaliert.

Im Lied rief Biermann dazu auf, sich trotz widriger Umstände nicht unterkriegen zu lassen. Der Song wurde in der DDR so populär, dass manche ihn zur «heimlichen Nationalhymne» Ostdeutschlands erklärten.

Im Song verarbeitete Biermann auch seine eigene drohende Resignation vor der Staatsmacht. Der Lyriker wurde in der DDR mit einem Auftrittsverbot belegt. Dem Erfolg des Lieds schadete es nicht.

Radio SRF 3, 24.01.2023, 09:50 Uhr

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