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40 Jahre «Amadeus» Hatte Mozart pinkes Haar? Sechs Mythen zum Klassik-Star entlarvt

1984 kam Miloš Formans «Amadeus» in die Kinos – und Mozart wurde (wieder) zum Star. Doch obwohl der Regisseur stets betont hat, dass seine Filmadaption des gleichnamigen Theaterstücks reine Fiktion sei, halten sich diverse Mythen hartnäckig. Sechs davon nehmen wir genauer unter die Lupe.

1. Antonio Salieri hat Mozart vergiftet

Es ist eine der berühmtesten Geschichten der Musikgeschichte: Der talentierte Wolfgang Amadeus Mozart fällt den mörderischen Plänen von Antonio Salieri zum Opfer, einem mittelmässigen Hofkomponisten, der seinen Rivalen aus Eifersucht zur Strecke bringt.

Aber eben: Es ist nur eine Geschichte, ein Mythos. Mozart wurde nicht vergiftet. Weder von Salieri noch von sonst jemandem. Der damals 35-Jährige starb wohl an einer Infektionskrankheit. Salieri wurde von Zeitgenossen als freundlicher Herr geschildert, der Mozart in professionellem Respekt verbunden war. Er war Hofkomponist in Wien unter Joseph II., hatte also die bessere Position als Mozart und war beim Publikum wie beim Kaiser hoch angesehen. Salieri unterrichtete auch Mozarts jüngsten Sohn Franz Xaver Wolfgang – ein merkwürdiges Verhalten für einen vermeintlichen Rivalen.

Mann in historischer Kleidung vor unscharfem Hintergrund.
Legende: Brachte er Mozart zur Strecke? F. Murray Abraham als Antonio Salieri in «Amadeus». imago images / Allstar

2. Mozart war ein kindischer Kasper

Dass Mozart tatsächlich ab und an einen kindischen und vulgären Humor an den Tag legte, können wir in seinen Briefen nachlesen. In den sogenannten «Bäsle-Briefen» an seine Cousine macht er viele Wortspiele und benutzt Fäkalsprache. Mit «Leck mich im Arsch» und «Bona nox! bist a rechta Ox» finden sich sogar zwei «Fäkal»-Stücke im Werkkatalog des musikalischen Genies. Ob er auch in der Öffentlichkeit so sprach, wird wohl ein Rätsel bleiben.

Was passiert nochmal im Film «Amadeus»?

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Wir schreiben das Jahr 1823. Der Hofkomponist Antonio Salieri (F. Murray Abraham) wird nach einem Selbstmordversuch in eine psychiatrische Klinik eingewiesen. Er behauptet, er habe Wolfgang Amadeus Mozart (Tom Hulce) ermordet.

Ein Priester wird gerufen, um seine Beichte abzunehmen, und in einer Rückblende erzählt Salieri die Geschichte, wie er Mozart kennenlernt. Salieri kann nicht verstehen, warum Gott ausgerechnet diesem kindischen und vulgären Mozart ein solch unglaubliches Talent geschenkt hat. Während er selbst, ein tiefreligiöser Mann, hart arbeiten muss, um Erfolg zu erlangen.

In einem verzweifelten Akt der Rache plant Salieri, Mozart zu Fall zu bringen – ihn gar umzubringen. Er manipuliert und intrigiert, um seinen Ruf zu schädigen. Und als anonymer Auftraggeber lässt er Mozart ein Requiem komponieren, um es später bei dessen Todesfeier als seine eigene Komposition auszugeben. Doch sein Plan scheitert: Mozart stirbt vor der Fertigstellung.

3. Mozart, das Genie?

Im Film sprudelt die Musik ohne Mühe nur so aus Mozart heraus. Tatsächlich aber hat er wie jeder andere Komponist auch mit Entwurfsskizzen gearbeitet. Wenn Mozart seine Kompositionen zuweilen in unvorstellbarer Geschwindigkeit zu Papier brachte, so hatte er dies nicht nur seiner Begabung zu verdanken, sondern auch seiner hervorragenden Ausbildung, seiner langjährigen Erfahrung, und seiner besonderen Fähigkeit, Musik «denken» zu können, bevor er sie niederschrieb.

4. Ein Fremder hat Mozarts «Requiem» in Auftrag gegeben

Stimmt. Aber es war nicht der maskierte Antonio Salieri wie in «Amadeus», sondern ein Bote des Grafen Franz von Walsegg. Der wollte ein Requiem für das Begräbnis seiner Frau. Geheimhaltung verlangte der Graf, weil er Amateurmusiker war und die Angewohnheit hatte, Werke anderer Komponisten als seine eigenen auszugeben. Wie im Film starb Mozart tatsächlich, bevor er das Stück fertigstellen konnte; vollendet wurde es aber von seinem Schüler Franz Xaver Süssmayr. Salieri war weder am Diktieren noch an der Fertigstellung des «Requiems» beteiligt.

5. Mozart wurde in einem Armengrab verschachert

Er war schlecht mit seinen eigenen Finanzen. Aber es stimmt nicht, dass Mozart 1791 völlig mittellos starb. Schulden konnte er nur machen, weil er finanziell erfolgreich und somit kreditwürdig war. Als Musiker gehörte Mozart zur Wiener Mittelschicht und wurde standesgemäss in einem nicht gekennzeichneten «allgemeinen Grab» bestattet, aber nicht in einem «Massengrab» oder «Armengrab».

6. Wie war das mit den Perücken?

Für extrovertierte, bonbonfarbene Perücken (wie sie Mozart im Film trägt) hat er sein Geld nie ausgegeben. Er frisierte sein blondes – nicht etwa pinkes – Haar und trug selten eine Perücke. Ausser bei offiziellen Anlässen.

Hinweis

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Der Spielfilm «Amadeus – Director's Cut» wird am Freitag, 20. September um 23.55 Uhr auf SRF 1 ausgestrahlt.

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Radio SRF 2 Kultur, Künste im Gespräch, 19.09.2024, 9:03 Uhr.

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