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Musik 50 Jahre jünger: Bringuier übernimmt in der Tonhalle Zürich

Das Tonhalle-Orchester Zürich wagt den Generationenwechsel: Der knapp 28-jährige Lionel Bringuier übernimmt vom 50 Jahre älteren David Zinman den Stab des Chefdirigenten. Mit der Starpianistin Yuja Wang als «Artist in Residence» gesellt sich eine weitere betont junge Künstlerin dazu.

Die Nachricht, dass der neue Musikdirektor des Tonhalle-Orchesters Lionel Bringuier heisst, sorgte neben erfreuten Reaktionen auch für Stirnrunzeln. Ausgerechnet ein Jungspund ersetzt Altmeister Zinman? Und was hat der Franzose denn an Meriten vorzuweisen?

Aufstieg im Tempo des Ausnahmetalents

Bringuier kontert nonchalant: Mit 13 Jahren habe er zu dirigieren begonnen, und somit sei er ja schon ein halbes Leben lang Dirigent. Es ist tatsächlich eine kurze, steile Karriere, auf die der knapp 28-jährige neue Chefdirigent zurückblickt. Auf Zürich als neuen Lebensmittelpunkt freut er sich jedenfalls.

Das Eröffnungskonzert

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SRF überträgt das Eröffnungskonzert mit Kurzgesprächen und Filmportraits am Sonntag, 14. September 2014 um 23.10 Uhr auf SRF1.

Lionel Bringuier ist 1986 in Nizza geboren und aufgewachsen. Mit 13 Jahren beginnt er am Pariser Konservatorium ein Cellostudium. Ein Jahr später kommt das Dirigieren dazu und als er 2005 den renommierten Wettbewerb für junge Dirigenten in Besançon gewinnt, ist seine Karriere als Maestro lanciert. Spitzenorchester aus Europa und den USA laden Bringuier als Gastdirigenten ein.

Jugendliche Frische und Glamour

2011 wird er fester Dirigent bei den Los Angeles Philharmoniker, und ein Jahr später folgt im spanischen Valladolid bereits die erste Stelle als Chefdirigent. Und nun, mit dem Tempo des Ausnahmetalents, ist Bringuier in Zürich angekommen und steht unmittelbar vor seinem ersten grossen Auftritt als Chefdirigent des Tonhalle-Orchesters.

Neben Lionel Bringuier sorgt auch die 27-jährige Yuja Wang für jugendliche Frische und für Glamour an der Tonhalle. Die brillante chinesisch-amerikanische Pianistin ist «Artist in Residence» und wird regelmässig in Zürich zu Gast sein. Yuja Wang ist ein Klassik- und Youtube-Star, weltweit begehrt für ihr virtuoses Klavierspiel, geliebt für ihre unkomplizierte Art.

Eröffnung mit musikalischem Feuersturm

Ilona Schmiel, in schwarzem Oberteil und mit Rossschwanz, blickt lächelnd in die Kamera
Legende: Auch die 1967 geborene Ilona Schmiel steht gegenüber ihrem Vorgänger Elmar Weingarten für einen Generationenwechsel. Tonhalle-Orchester / Priska Ketterer

Die Folge davon ist eine übervolle Konzertagenda: Dieses Jahr spielt Yuja Wang über 120 Konzerte. Nicht selten ist sie pro Woche in drei verschiedenen Städten, pro Monat auf drei verschiedenen Kontinenten. Wie sie dieses Pensum schafft, bleibt ihr Geheimnis. Leicht fällt es ihr jedenfalls nicht.

Für ihren gemeinsamen Auftritt am Eröffnungskonzert haben sich Yuja Wang und Lionel Bringuier das zweite Klavierkonzert von Sergej Prokofjew vorgenommen. Schon vor zwei Jahren, als Bringuier zum ersten Mal das Tonhalle-Orchester dirigierte, spielten sie zusammen Prokofjew, damals das dritte Klavierkonzert. Mit dem zweiten haben sie nun den musikalischen Feuersturm gewählt – und setzen womöglich ein Zeichen dafür, was sie im nächsten Jahr nach Zürich zu bringen gedenken.

Dada, komponiert für Bringuier

Doch einzig auf junge Frische mochte die neue Intendantin des Tonhalle-Orchester nicht setzen. Ilona Schmiel stellt dem jungen Duo einen Altmeister zur Seite. Esa-Pekka Salonen besetzt den neu geschaffenen «Creative Chair» und setzt gleich am Eröffnungsabend einen markanten Akzent. Die Uraufführung seines eigens für den Anlass geschriebenen Werks «Karawane» für Orchester und Chor hat mehrfach symbolischen Wert.

Einerseits ist der Finne Salonen als Dirigent einer der Förderer und Lehrmeister Bringuiers. Andererseits verneigt er sich als Komponist mit diesem Werk vor dem Zürcher Kulturerbe. Die «Karawane» ist eine musikalische Hommage an den Dadaismus-Pionier Hugo Ball und eines seiner Gedichte. Also eine Reverenz an den anarchischen Geist aus dem «Cabaret Voltaire», der vor 100 Jahren Zürcher Bürger vor Entrüstung beben liess.

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