Rückblende in das musikalische Jahr 1972: Es gab den harten Rock von Deep Purple und Led Zeppelin, Klassikrock von Genesis oder Yes – und die folkigen, sensiblen Singer-Songwriter, etwa Leonard Cohen oder James Taylor.
Zu Letzteren gehörte ein junger Brite zypriotisch-schwedischer Herkunft, der sich zum Auftritt in der Popwelt einen passenden Namen ausgewählt hatte: Cat Stevens. Seine Alben aus den frühen 70er-Jahren mit Songs wie «Morning has broken», «Wild World» oder «Moonshadow» gehörten bald in jedes Schlafzimmer der (vor allem weiblichen) Fans.
Ein sensibler, bärtiger Mann
Stevens war ein Weltstar, ein sensibel blickender, bärtiger junger Mann, der gut sang und sich mit der akustischen Gitarre begleitete. Seine Lieder waren melodiös, sofort einnehmend, zum Mitsingen, nie störend; es waren (mitunter sehr schöne) Kompositionen mit vielen Einflüssen und doch nirgends dazugehörend.
Man meinte, Versatzstücke aus der britischen Tradition zu hören («Lady d’Arbanville»), dann gab es griechische Bouzouki-Verzierungen («Ruby Love»), aber eben: seine Musik war nirgends zugehörig, weder im Folk noch im Country und schon gar nicht im Rock.
Es war Soft Rock à la Cat Stevens. Damit verkaufte der Musiker damals rund 50 Millionen Alben.
Brüche und Rückkehr
Wer die Karriere von Cat Stevens genauer betrachtet, entdeckt ein erstaunliches Auf und Ab, auch der persönlichen Art. Da gab es eine erste Phase in den 60er-Jahren, in denen er psychedelisch angehauchten Pop sang, mit Hitparaden-Erfolg, der durch eine krankheitsbedingte Pause von einem Jahr unterbrochen wurde.
Nach der Rückkehr mit neuer Musik kam die erfolgreiche Phase, in der sich schon Bruchstellen andeuteten. Der junge Mann wollte mehr als den Erfolg mit dem selbst entworfenen Soft Rock. Er wollte ernst genommen werden.
Davon zeugt ein Album, dessen Titelstück satte 18 Minuten lang ist: die «Foreigner Suite», die Suite des Fremden. Etwas gärte in Cat Stevens, eine Art spirituelle Sinnsuche, die ihn zuerst zum Buddhismus führte. Darauf deuten Albumtitel wie «Buddha and the Chocolate Box» oder «Catch Bull at Four» hin.
«A Is For Allah»
1977 kam es zum Bruch mit der weltlichen Musik und mit seinem bisherigen Leben. Steven Demetre Georgiou alias Cat Stevens konvertierte zum Islam und nahm einen neuen Namen an: Yusuf Islam.
Als solcher nahm er rund 30 Jahre nur noch Koranrezitationen auf; ein Albumtitel hiess etwa «A Is For Allah». Yusuf Islam wurde nun vermehrt zu religiösen Fragen konsultiert und machte dabei einige unbedachte Aussagen, etwa zur Fatwa gegen Salman Rushdie .
Milde im Alter
Die Rückkehr als weltlicher Singer-Songwriter Yusuf im Jahr 2006 kam reichlich überraschend. Yusuf zeigte sich geläutert, seine strenge Koranauslegung war einer milden Form gewichen und somit durfte der Musiker auch wieder zu seinem Instrument greifen.
Es folgte ein Comeback mit vier Alben in zwölf Jahren, mit grösstenteils neuen Stücken. An den riesigen Erfolg aus den frühen 70er-Jahren konnte er nicht mehr anknüpfen. Seinen Fans wird das egal sein. Hauptsache, er singt wieder «Morning has broken».