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Musik Airelle Besson holt Jazz, Pop und Rock aus der Trompete

Sie gehört zu einer neuen Generation von Jazz-Musikern: die Französin Airelle Besson. Von einer braven Konservatoriums-Schülerin ist sie zu einer Jazzerin mit Pop-Appeal geworden. Mit ihrem «Airelle Besson Quartet» überschreitet sie die Grenzen des traditionellen Jazz – und bleibt ihm doch treu.

Die Trompeterin und Komponistin Airelle Besson war sieben Jahre alt, als sie mit dem Trompeten begann, mit elf spielte sie schon Jazz – auch wenn ihr Vater sie lieber als Harfenspielerin gesehen hätte.

Sie ist 1978 in Paris geboren und dort in einem Elternhaus voller Bücher und Musik aufgewachsen. Als Kind lebte sie drei Jahre in England. Da die Musikausbildung sehr viel Raum in ihrem Leben einnahm, ging sie ab dem Gymnasium nicht mehr zur Schule, sondern führte den Unterricht in Form von Fernkursen fort.

Airelle war «ganz brav»

«Ich bin ein ‹pures Produkt› des Konservatoriums», erzählt die sympathische Künstlerin mit dem Lockenschopf lächelnd. «Ich habe ganz brav alle meine Pflichtkurse in klassischer Trompete, Harmonie und Musiktheorie besucht.» Während sie Jazz am Pariser Konservatorium studierte, agierte sie bereits in verschiedenen Big Bands.

Zwei Musikerinnen spielen zusammen Jazz.
Legende: Sie gehören zur jungen Generation von Jazz-Musikern: Airelle Besson und ihr «Airelle Besson Quartet». Hugues Lawson-Body

Nach dem Studium machte sie eine vierjährige Ausbildung als Dirigentin und lernte, wie man mit Musikern umgeht und sich als Frau in einem Orchester mit bis zu 80 Mitgliedern behauptet. Kürzlich hat sie Symphonien von Haydn und Beethoven ohne Noten auswendig dirigiert.

Jeder kleinste Fehler

Airelle Besson hat Führungsqualitäten, verschafft sich viel Respekt. Denn sie hat ein absolutes Gehör: Sie nimmt im Orchester jeden kleinsten Fehler wahr und kann genau unterscheiden, wer was spielt. «Man sagt mir immer wieder, ich habe eine natürliche Autorität», erklärt sie selbstbewusst. Davon kann sie auf jeden Fall in ihrem Quartett profitieren, das sie vor kurzem ins Leben gerufen hat. Damit hat sie sich einen lang ersehnten Wunsch erfüllt.

Bisher hatte sie in diversen Formationen wie etwa im Quintett Rockingchair, im Duo mit dem brasilianischen Gitarristen Nelson Verras oder an der Seite von Charlie Haden, Carla Bley, Rhoda Scott, Kenny Werner und Dave Liebman gespielt.

Eine musikalische Vorstellung wird Realität

«Es war nun an der Zeit meine eigene Band zu gründen, mir meine Musiker nach ihrer speziellen Spielart sowie ihrer Klangfarbe auszusuchen und meine musikalischen Vorstellungen zu realisieren», sagt sie entschieden. Gerade hat das Quartett sein Debüt «Radio One» veröffentlicht.

Darauf spielt Benjamin Moussay neben Klavier auch Fender Rhodes und Bass Synthesizer, Fabrice Moureau – bekannt für seine minimalistische-feinziselierte Spielweise – Schlagzeug. Isabel Sörling aus Göteborg singt mit ihrem skandinavisch angehauchten, feinen, luftigen Stimmklang einfache Pop-Songs, improvisiert aber auch und setzt ihre Stimme wie ein Instrument ein.

Fussball als grosse Leidenschaft

Der Titelsong «Radio One» geht in die Kindheit von Airelle Besson zurück. Sie ist ohne Fernseher gross geworden. Das Radio war immer präsent: kulturelle Sendungen, aber auch Fussball – eine grosse Leidenschaft von ihr. «Radio One» erzählt von jenen schönen Momenten, in denen die kleine Airelle im Radio gebannt Fussballspiele verfolgte.

An manchen Stellen fungiert die Stimme von Isabel Sörling als Instrument und vereint sich so stark mit der Trompete von Airelle Besson, sodass Stimme und Blasinstrument kaum mehr auseinanderzuhalten sind. Airelle Besson sieht die Trompete als Verlängerung der Stimme und definiert den Klang ihrer Trompete als einen runden, warmen Klang.

Frisch und jung

«Die Musikszene in Frankreich ist sehr dynamisch», sagt Airelle Besson. «Ich gehöre zu dieser neuen Generation der Jazz-Musiker.» Die Trompeterin geht neue Wege, ist offen und überschreitet musikalische Grenzen, indem sie beispielsweise Pop- und Rock-Elemente aufnimmt. «Meine Musik soll frisch und jung klingen und sich vom traditionellen Jazz unterscheiden», erklärt sie resolut und beendet das Gespräch: «Das ist aber dennoch Jazz, denn wir improvisieren viel.»

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