Joan Chandos Báez war erst 18, als sie erstmals in Folk-Kreisen auf sich aufmerksam machte. Die Sängerin mit mexikanisch-schottischen Wurzeln war schon damals eine Erscheinung und hatte eine glockenklare Stimme.
Vor allem aber war und ist sie eine intelligente Person mit einer klaren politischen und sozialen Haltung, die sie auch stets kundtat. Bereits in ihrem Elternhaus wurde Musik von den Aktivisten Harry Belafonte und Pete Seeger gehört.
Baez wuchs in die wachsende politische Folk-Szene der Ostküste der Staaten hinein und wurde schnell zum Star. 1961 lernte sie einen aufstrebenden Singer und Songwriter kennen: Bob Dylan.
Dieser war damals noch relativ unbekannt, Baez aber förderte den jungen Mann, dessen Songs schon bald die Welt erobern sollten.
Dylan und Baez: Das Folk-Paar par excellence
Baez und Dylan waren das Paar der folkigen Protestsongs der frühen 1960er-Jahre. Auch nach der Trennung nahm Baez, die selbst kaum komponierte, seine Songs auf.
Jahre nach der Trennung gingen die beiden auf Tournee. Selbst Baez’ berühmtester Song «Diamonds & Rust» aus dem Jahr 1975 handelt von der Beziehung mit Dylan.
Während Dylan aber die ihm zu engstirnig scheinende Welt des Folk bereits in den 1960er-Jahren schrittweise hinter sich liess, blieb Baez zumindest einem Teil davon treu.
Baez hatte ein unbestechliches Gewissen, und das schwang bei allem mit, was sie mit und neben der Musik tat.
Aus Bombenangriffen wird Musik
Denn es gab genügend Anlass zum Protest – schon allein der Vietnamkrieg, den sie wie viele andere junge Leute in den USA als ungerecht empfand.
Dagegen protestierte sie öffentlich, unter anderem am Woodstock-Festival im August 1969 vor einem riesigen Publikum und später vor Millionen in den Kinosälen rund um die Welt.
Gegen den Vietnamkrieg protestierte sie auch, als sie 1972 nach Hanoi reiste, um sich die nordvietnamesische Sichtweise des Krieges anzuhören. Ein Jahr später gab sie ein experimentelles Album namens «Where Are You Now, My Son? » heraus, auf dem sie Aufnahmen von Bombenangriffen auf Hanoi einbaute.
Das Engagement bleibt, die Stimme verändert sich
Mittlerweile ist Joan Baez längst als Ikone jener fernen Zeit des Protestes anerkannt. Sie, die vor zwei Jahren ihre Karriere als Musikerin für beendet erklärte, blieb aber bis zu den letzten Alben ihren Prinzipien treu.
Nun sang sie jedoch mit anderer Stimme: Anstelle der Vibrato-geprägten, kräftigen und zugleich glasklaren Stimme hörte man nun die gereifte Stimme einer älteren Frau.
Auch die Mitarbeiter waren neu: Anstelle von Dylan-Songs gab es nun andere, neuere Titel von Autoren wie Steve Earle oder Joe Henry, die auch Alben mit ihr produzierten.
Doch eines blieb gleich: ihre Vorliebe für Songs mit Message. Und diese Message ist dieselbe wie zu ihren Anfängen vor 60 Jahren: Lasst uns eine bessere Welt bauen.