Zum Inhalt springen

Arnold Schönbergs Aberglaube Der Erfinder der Zwölftonmusik und der Fluch der 13

Ein Rationalist in Tönen, abergläubisch im Leben: Der Komponist Arnold Schönberg ist an einem 13. geboren und an einem 13. gestorben. Zeitlebens fürchtete er sich vor der angeblichen Unglückszahl. Zu Recht, könnte man meinen.

An einem 13. zur Welt zu kommen, das kann jedem von uns passieren. Selbst an einem Freitag, den 13., was als besonders «gefährlich» gilt. Für den vor 150 Jahren (am 13. September 1874, einem Sonntag) geborenen Arnold Schönberg kam dieses Datum einem Orakel gleich.

Die Angst vor der verfluchten 13

Schönberg litt an Triskaidekaphobie. Das zungenbrecherische Wort leitet sich aus dem Griechischen ab. Von «treiskaídeka», zu Deutsch 13, und «phóbos», Furcht.

Die Furcht vor der verflixten Dreizehn hat Auswirkungen auf Schönberg. Beim Nummerieren der Takte lässt der Komponist bewusst die 13 aus. Er vermeidet es, Termine auf einen 13. zu legen. Und in ein Hotelzimmer mit der Nummer 13 wäre er auch nie gegangen. Zum Glück eilen die meisten Hotels ihren abergläubischen Gästen da gehorsamst voraus und verzichten von selbst auf diese Zimmernummer.

Mann im Anzug im Freien, hält ein aufgeschlagenes Blatt Papier.
Legende: Arnold Schönberg: Der Komponist, der die Zwölftonmusik erfand, starb 1951 im Alter von 76 Jahren. Er gilt zusammen mit Igor Strawinsky als einer der einflussreichsten Komponisten des frühen 20. Jahrhunderts nach Claude Debussy. KEYSTONE/AP Photo/Str

Interessanterweise weist Schönbergs Werkverzeichnis dennoch ein op. 13 auf. Es ist ein Chorstück auf einen Text des Schweizer Dichters Conrad Ferdinand Meyer. Dessen Titel klingt versöhnlich. Oder ist er eine Beschwörung? «Friede sei auf Erden» lautet er.

Schönbergs op. 13 gilt als seine letzte tonale Komposition. Am selben Tag, an dem er das Chorstück vollendet, schreibt er erste Skizzen zu seinem 2. Streichquartett, mit dem er den Boden der tonalen Musik verlässt.

Die Geburt der «Zwölftontechnik»

Diese sogenannte atonale Phase währt nicht lange. Arnold Schönberg laboriert an einem System herum, wie die frei gewordenen Klänge wieder eingefangen werden könnten. In einem Aufsatz gibt er seinem System später einen Namen: die Methode des «Komponierens mit zwölf aufeinander bezogenen Tönen», kurz Zwölftontechnik.

Ganz rigide wendet er sie aber kaum je an. «Im Übrigen ist zu komponieren wie vorher: sorglos, verschwenderisch in der Erfindung», schreibt der Komponist.

Im Exil: Der Aberglaube bleibt

Mit seiner Musik eckt Schönberg an und erntet zugleich Ruhm und Ehre. In Berlin verleiht ihm das Preussische Kultusministerium einen Professorentitel, den er 1933 wieder abgeben muss. Die rassistischen Erlasse der Nationalsozialisten zwingen den jüdischen Komponisten ins Exil: Nach Paris und später in die USA, die ihn mit offenen Armen empfangen.

Porträt eines Mannes mit blauem Gesicht und kahl werdendem Kopf.
Legende: Schönberg war einige Jahre lang auch als Maler tätig und nahm an Ausstellungen teil. Hier im Bild: «Blaues Selbstportrait», 1910. Wikimedia Commons

In Los Angeles versucht Schönberg sein wichtigstes Werk zu vollenden: die Oper «Moses und Aron». Der Name Aaron solle nur mit einem A geschrieben werden, statt wie üblich mit zwei, verlangt er. Weil der Titel sonst 13 Buchstaben aufweise. Die Oper bleibt unvollendet. Schönberg, der Erfinder der Zwölftontechnik, stirbt während der Komposition des dritten Aktes an einem Herzversagen.

Und dies ausgerechnet an einem von ihm so gefürchteten Datum: dem 13. Juli 1951. Einem Freitag.

Radio SRF 2 Kultur, Kultur Aktualität, 13.09.2024, 07:06 Uhr.

Meistgelesene Artikel