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Beliebte Kompaktkassette Warum die Kassette nicht verschwindet

Der Erfinder der Musikkassette Lou Ottens ist gestorben. Sein Tonträger gilt längst als veraltet, ist bei einigen trotzdem immer noch beliebt.

Lange war die Kompaktkassette unverzichtbar. Für viele war sie mal der bevorzugte Weg, Musik zu hören. Und als Träger von Kindergeschichten lebte sich noch lange weiter, als die Eltern längst CDs hörten.

Die Kassette prägte Generationen


Ihren ersten Auftritt hatte die Kassette 1963. Damals wurde sie vom niederländischen Ingenieur Lou Ottens erfunden, der damit den Musikmarkt revolutionierte.

ein älterer Mann hält sich eine Kassette vors Auge
Legende: Die Kassette war die Erfindung seines Lebens: Lou Ottens, hier im Jahr 2013. EPA / JERRY LAMPEN

Mit 94 Jahren ist der niederländische Ingenieur am vergangenen Wochenende verstorben. Doch seine Erfindung bleibt.

Jahrzehntelang prägte die Kassette die Musikbranche – auch dank der Erfindung des Walkmans 1979, dem Kassettenabspielgerät für unterwegs. Mehr als 100 Milliarden Kassetten wurden weltweit verkauft.

So hatte damals jeder Haushalt mindestens einen Kassettenrekorder oder einen Walkman. Abgelöst wurde die Kassette später von der CD, an deren Erfindung Ottens und sein Team ebenfalls beteiligt waren.

Ausgedient oder wieder hip?

Obwohl sie längst totgeglaubt wurde, lebt die Kassette auch heute weiter. Am Schweizer Musikmarkt macht sie 2020 zwar lediglich 0.01 Prozent aus, doch in ihrer kleinen Nische erlebt die Kassette seit einigen Jahren ein Revival: Im Vereinigten Königreich etwa stiegen die Kassettenverkäufe im ersten Halbjahr 2020 um über 100 Prozent verglichen mit dem Vorjahr.

Diesen Trend beobachtet auch Flo Kaufmann. Er stellt im «Heim für obsolete Medien» in Langenthal Schrott und Schätze aus analogen Zeiten aus.

«Im Moment ist es noch ein Underground-Ding», sagt Kaufmann. Doch er glaubt, dass sich das ändern könnte: «Es gibt noch kein gutes, kommerzielles Kassettengerät, aber ich bin überzeugt, dass das wiederkommt und die Kassette ihre Nische und ihren Platz in der Welt finden wird».

Wärmerer Sound auf der Kassette

Auch bei Musikerinnen und Musikern ist die Kassette wieder beliebt. Das Luzerner Pop-Trio Hermann bringt ihr neues Album «K.O. Boomer» heraus – ganz bewusst auch auf Kassette.

Jonathan Winkler, Sänger und Gitarrist der Band, ist überzeugt vom Erfolg der Kassette – über ihren Nostalgie-Wert hinaus. «Die Musik klingt wärmer als auf einer CD», sagt er.

Gerade der Musik von Hermann, bei der Synthesizer und Drum-Computer im Vordergrund stehen, tue dieser Effekt gut. «Und man kann auch nicht einfach zum nächsten Song skippen, oder wie bei der Platte die Nadel zum Anfang des nächsten Songs legen», so Winkler. Dies gebe einen neuen Zugang zur Musik.

Mitwippen im Takt der Nostalgie: Die Kassette überlebt in der Nische und das immerhin mehr als 50 Jahre nach ihrer Erfindung.

Sendung: Radio SRF 2 Kultur, Kultur Aktuell, 12.03.2021, 07:06 Uhr ; 

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