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Traumvillen und Holzhäuser
Aus Kontext vom 07.08.2019. Bild: imago / robertharding
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Bilder von Komponistenhäusern So lebten Beethoven, Schubert und Ravel

Die einen mochten es protzig, andere verspielt und wieder andere mussten schauen, dass sie überhaupt irgendwo unterkamen.

Mit Operetten-Kompositionen liess sich einst viel Geld verdienen. Die Operettenkönige Johann Strauss (Sohn) und Franz Lehár wurden mit ihren Werken zu Millionären und führten dementsprechend ein Leben in Saus und Braus.

Nicht kleckern, klotzen

Blick in ein luxuriöses Wohnzimmer.
Legende: Eine Villa voller Kostbarkeiten: das Haus von Franz Lehár. Achim Bednarz

Lehár kaufte sich im Jahr 1912 im österreichischen Kurort Bad Ischl eine mehrstöckige klassizistische Villa. Er stopfte sie voll mit Kostbarkeiten: mit Gemälden, Statuen, Putten, einem stilistisch bunten Mix aus teuren Möbeln und natürlich einem Steinway-Flügel. Klotzen, nicht kleckern, das war offenbar seine Devise.

Feucht und bitterkalt

Ein Flügel steht in einem recht kleinen Raum.
Legende: Eher klein, eher dunkel: Schubert führte ein wenig komportables Leben. Achim Bednarz

Franz Schubert führte ein deutlich weniger komfortables Leben. Es war in finanzieller Hinsicht von Verzicht geprägt. Niemals hätte er sich ein eigenes Haus leisten können. Er lebte meist mit Freunden oder Partnern in engen und eher dunklen Wiener Kleinwohnungen. Nicht einmal für ein anständiges Klavier reichte es, schrieb sein Geliebter Johann Mayrhofer.

Nachdem Schubert an Syphilis erkrankt war, kam er bei seinem Bruder unter. In einer Neubauwohnung, einem Schnäppchen, nur leider mit noch feuchten Mauern. Das war sicherlich nicht förderlich für die Genesung des Komponisten. Der kalte Winter nahte, und damit auch Schuberts Tod.

Landidyll mit hauseigener Sauna

Ein Weg führt zu einem Landhaus.
Legende: Sibelius Leben auf dem Land war ihm eine perfekte Inspirationsquelle. Achim Bednarz

Jean Sibelius liebte die Natur und liess sich ausserhalb von Helsinki ein Holzhaus am Tuusulanjärvi-See bauen. Er benannte es nach seiner Frau «Ainola». Die idyllische Landschaft, das viele Grün, das Farbenspiel des Wassers und die Ruhe auf dem Lande, das war die perfekte Inspiration für Werke wie seine Symphonische Dichtung «Tapiola» – eine Hommage an den finnischen Wald.

Im Inneren des Hauses richtete es sich der Zigarrenfan Sibelius gemütlich ein: rustikale Holzbalken an der Decke und komfortable Polstersessel, eine grosse Bücherwand sowie ein Kamin aus türkis eingefärbten Backsteinen.

Nach einem langen Tag des Komponierens gingen er und die ganze Familie – wie könnte es anders sein – zur Entspannung in die hauseigene Sauna.

Stadtwohnung und Sommerresidenz

Im Vordergrund steht eine Statue. Im Hintergrund sieht man eine Art Palast durch ein Fenster.
Legende: Beethoven genoss eine prachtvolle Aussicht aus dem Fenster seiner Stadtwohnung. Achim Bednarz

Ludwig van Beethoven war schon zu Lebzeiten ein erfolgreicher Komponist und Klaviervirtuose. Er konnte es sich leisten, im Sommer raus aus der stickigen und stinkigen Stadt Wien zu ziehen, um dann im Herbst wieder in eine Stadtwohnung mit schöner Aussicht zurückzukehren.

Aus seiner Wohnung im 4. Stock des klassizistischen Pasqualati-Hauses hatte Beethoven einen Blick auf den Wiener Grüngürtel und auf die Vorstädte. Dies liebte er offenbar besonders. Mehr als 70 Mal zog Beethoven in Wien insgesamt um. Er blieb der damaligen Musik-Hauptstadt aber immer treu, für ihn als Musiker war der unkomplizierte Zugang zu den dortigen Konzertinstitutionen essenziell.

Nippes und Chinoiserien

Blick in ein fein dekoriertes Schlafzimmer.
Legende: Ravel, ein Innenausstatter: Teilweise bemalte er die Wände selbst. Achim Bednarz

Ravel war nicht nur ein Meister der Instrumentierung, sondern auch ein begeisterter und origineller Innendekorateur. In seiner fantasievollen Villa «Le Belvédère» in einem Dorf nahe Paris sammelte er unter anderem viel Nippes und Chinoiserien. Er kaufte sich geschmackvolle Möbel und bemalte sogar einige Wände selbst. So befinden sich etwa an Ravels Schlafzimmerwand selbstgemalte, auf dem Kopf stehende ionische Säulen.

Er schuf sich für seinen Lebensabend sein eigenes kleines Reich inklusive Aussichtstürmchen. Das Haus war ausserdem auf dem neusten technischen Stand der 1920er Jahre: Zentralheizung, Kühlschrank, Telefon, Grammophon und Radio. Ravel hatte also allen Komfort, als er seinen berühmten Boléro komponierte.

«Komponistenhäuser»: Teil 3 einer Trilogie

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Eine Trilogie von Bildbänden zeigt Lebenswelten berühmter Künstlerpersönlichkeiten. «Dichterhäuser», «Künstlerhäuser» und «Komponistenhäuser». Der Germanist Bodo Plachta und der Fotograph Achim Bednarz bieten damit einen sorgfältig recherchierten, anschaulichen und praktischen Vergleich von Komponistenbiographien. So genial die Werke der berühmten Komponisten sind, so unterschiedlich war die jeweilige Alltags-Realität ihrer Schöpfer. «Komponistenhäuser» zeigt dem Leser die Menschen hinter ihren Meisterwerken, und ermöglicht es, die DNA ihrer Werke besser zu verstehen.

Bodo Platcha, Achim Bednarz: «Komponistenhäuser – Wohn- und Arbeitsräume berühmter Musiker aus fünf Jahrhunderten». DVA. 2019.

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