Man hat das Gefühl, es gehe alles ganz leicht: Man gründet eine Band, spielt ein Konzert und dann steht da ein Typ, der einen Plattenladen hat – und ein Album machen will. Dann Radio, Konzerte, Tour mit Madonna, Hits, Weltruhm.
Superstar werden ist ganz leicht. Diesen Eindruck vermitteln die ersten Kapitel des Buches mit dem simplen Titel «Beastie Boys Buch». Geschrieben haben es Michael Diamond und Adam Horovitz, die verbleibenden Mitglieder der Beastie Boys. Der dritte, Adam Yauch, ist 2012 gestorben.
Zur richtigen Zeit am richtigen Ort
Natürlich war es nicht ganz so leicht. Aber die Karriere der Beastie Boys hat viel damit zu tun, zur rechten Zeit am rechten Ort zu sein. Das hiess in diesem Fall: New York, zu Beginn der 80er-Jahre.
An keinem anderen Ort der Welt hätte diese unglaubliche Karriere ihren Anfang nehmen können. New York war deshalb der richtige Ort, weil die Stadt damals ein grosses kreatives Potenzial an den Tag legte: Es gab unglaublich viel verschiedene Musik.
Die Grenzen zwischen Genres und Szenen lösten sich damals auf, in den zahlreichen Clubs wurde Punk, Rap, Reggae, Rock und jede erdenkliche Schattierung dazwischen gespielt.
Und mittendrin die drei Jungs um die 16, die später die Beastie Boys werden sollten. Sie gingen in diesen Clubs ein und aus – auch für Minderjährige war das kein Problem. «Wer gross genug war, um über den Tresen zu gucken, bekam auch einen Drink», schreibt Michel Diamond.
Von Punk zu Rap
Die drei Teenager waren begeistert. Erst von Punk, dann von Rap. Sie gründeten die Beastie Boys als Punkband. Später fingen sie an, Rap zu machen. Die Wurzeln im Punk blieben auch in den Rapsongs der Beastie Boys hörbar. Der Mix aus Rock und Rap blieb eines ihrer Markenzeichen.
Nicht ganz unbedeutend bei diesem Stilwechsel: Der gewiefte Produzent Rick Rubin. Er hoffte damals, mit einer weissen Rap-Gruppe den boomenden Musikstil auch einem weissen Publikum schmackhaft zu machen. Ein Kalkül, das aufging.
Scharfe Kritik – auch an sich selbst
Mit dem Starproduzenten Rick Rubin überwarf sich die Gruppe später, im Buch kommt er nicht gut weg. Aber auch mit sich selbst gehen die Beastie Boys hart ins Gericht: Wie sie ihre anfängliche Bandkollegin aus der Gruppe ekelten wird ungeschönt beschrieben. Auch homophobe und frauenfeindliche Bemerkungen aus früheren Tagen werden zumindest am Rande thematisiert.
Auf fast 600 Seiten erzählt das «Beastie Boys Buch» die Band-Geschichte nach. Die Beastie Boys sind bekannt als Spassvögel, entsprechend viele launige Anekdoten sind im Buch versammelt. Ihren pubertären Humor haben die beiden Beastie Boys auch mit über 50 noch nicht ganz abgelegt. Diese Passagen sind durchaus Geschmackssache.
Geschmacksicher und lesenswert sind indes die Passagen, die versuchen, Zeitgeist einzufangen. Da haben die Beastie Boys einiges zu erzählen - schliesslich waren sie bei einer pophistorisch wichtigen Entwicklung mittendrin.
Die drei weissen Punk-Fans haben den Siegeszug des Rap miterlebt - vom Undergound bis zum Mainstream, von den kleinen New Yorker Clubs bis in die grossen Hallen. Das macht ihre Geschichte erzählenswert.