«Tall and tanned and young and lovely, the girl from Ipanema goes walking …», säuselte die 22-jährige Astrud Gilberto lasziv ins Mikrofon. Und sie machte mit ihrer federleichten Stimme viele Beteiligte schwerreich.
Mit «The Girl from Ipanema» landete Gilberto 1963 einen Welthit. Nun ist die brasilianische Sängerin im Alter von 83 Jahren gestorben. Dies teilte ihre Enkelin Sofia Gilberto mit. Die Todesursache ist noch unklar.
Ihr Name erschien nicht mal auf dem Album
«Dourado» – vergoldet – ist auch der Körper des Mädchens von Ipanema in den portugiesischen Original-Lyrics. Aber das nützte alles nichts: Die goldene Nase verdienten sich mit diesem Song alle – ausser Astrud.
Ihr Noch-Ehemann und Bossa-Nova-Erfinder João Gilberto bekam ein paar tausend Dollar, der US-amerikanische Saxofonist Stan Getz rund eine Million, womit er sich eine Villa kaufte.
Kein Geld und Ehe-Aus
Astrud Gilberto wurde für ihren Einsatz auf dem Jahrhundertalbum und Bestseller «Getz/Gilberto» mit 120 Dollar abgespeist, ihr Name erschien nicht einmal auf dem Album und vom Gewinn der Millionen verkaufter Alben sah sie keinen Cent.
Ausserdem brach nach dem Song ihre Ehe mit João Gilberto definitiv auseinander und sie musste schauen, wie sie sich als alleinerziehende Mutter durchschlug.
Getz ist geizig
Und so ging sie zunächst mit Stan Getz auf Tour. Ausgerechnet mit dem Saxofonisten also, der eigens beim Produzenten Creed Taylor angerufen hatte, um sicherzustellen, dass sie keine Tantiemen erhielt für «Getz/Gilberto».
Eine entspannte Arbeit war das vermutlich nicht. Getz betrachtete Astrud Gilberto überdies als «Hausfrau», die durch Glück zur richtigen Zeit am richtigen Ort war und war auch sonst nicht als freundlicher Mensch bekannt.
Sie blieb im Business
Immerhin half ihr diese Arbeit aber, im Business zu bleiben. Und so schaffte der «Girl from Ipanema»-Ruhm wenigstens langsam, was auf die Schnelle vereitelt worden war: Astrud Gilberto konnte noch einige weitere Alben bei Verve aufnehmen. Von denen konnte zwar keines an den ersten Erfolg anknüpfen, dennoch verkauften sie sich leidlich.
Anfangs 1970er-Jahre entstand ein Album mit dem Saxofonisten Stanley Turrentine, und auch in den 80er Jahren hatte Astrud Gilberto noch eine Touring-Band. Am Bass in dieser Band war ihr Sohn Marcelo, den sie damals auf Tour mit Stan Getz noch notgedrungen hatte mitnehmen müssen.
Im Gegensatz zu seinem Vater hielt er zu Astrud Gilberto und machte in der Touring-Band auch den Tourmanager und «Musical director».
Sie bleibt das Gesicht des Bossa Nova
Letztlich war «Girl from Ipanema» Fluch und Segen zugleich für Astrid Gilberto. Zunächst wurde sie gnadenlos im Geschäft um ihren Verdienst geprellt. Auf lange Sicht aber war João Gilberto wohl einer der Erfinder der Bossa Nova und Stan Getz der Saxofonist, der damit reich wurde – das Gesicht der Bossa Nova aber, das bleibt für immer sie.