SRF: Erinnern Sie sich an Ihr Initial-Erlebnis im Atlantis?
Marc Krebs: Ich sass in den ganz frühen 1990er-Jahren zum ersten Mal im Publikum. Da habe ich die JB Horns erlebt – einen Teil der Horn-Section von James Brown. Fred Wesley war dabei und der Saxophonist Maceo Parker.
Wie haben Sie die Stimmung erlebt?
Ich war unglaublich beeindruckt – von der Stimmung und den grossen Stars auf dieser kleinen Bühne. Beeindruckt hat mich aber auch die unglaubliche Nähe, die das Atlantis immer schon ausgezeichnet hat.
Macht diese Nähe den guten Musikclub aus?
Die spezielle Atmosphäre, die Akustik muss stimmen: Da spielen sehr viele Komponenten zusammen. Das Atlantis war immer auch ein Treffpunkt für die Musik-Interessierten und für die Musiker selbst.
Was unterscheidet das Atlantis von anderen Schweizer Music-Clubs?
Seine lange Geschichte. Und die vielen Anekdoten, die den Club umranken.
Erzählen Sie uns eine!
Im Atlantis gab es echte Alligatoren, die in einem Bassin badeten. Gleichzeitig spielte ein Jazzmusiker auf dem Klavier – und zwar morgens, mittags und abends. Das war in den 1940er-, 1950er- und 1960er-Jahren schon sehr aussergewöhnlich und exotisch.
Welche Bedeutung hatte das Atlantis für die Musikszene?
Eine grosse. Der Marquee-Club in London hat auch so einen Nimbus. Oder der Star-Club in Hamburg, in dem die Beatles entdeckt worden und aufgetreten sind – nächtelang.
Auch im Atlantis Basel spielte eine Band vier, fünf Nächte am Stück. Wenn sie unbekannt und gut war, waren am Anfang vielleicht 30 Leute da. Ende Woche waren es 300.
Es gab keinen vergleichbaren Club in der ganzen Schweiz, der eine so hohe Kadenz an Konzerten zu bieten hatte – und das sieben Tage die Woche.
Der Club hat in den 70 Jahren viel erlebt – Sie haben seine Geschichten in Ihrem Buch akribisch aufgearbeitet. Haben Sie eine Lieblings-Anekdote zu den vielen grossen Namen, die im Atlantis gespielt haben?
Züri West gab nach der Gründung 1984 im Atlantis in Basel das erste Konzert ausserhalb Berns. Die heute grösste Mundart-Rockband der Schweiz wurde so überrumpelt von der eigenen Euphorie und vom Gratisbier, dass sie katastrophal spielte – sagt zumindest der damalige Schlagzeuger.
Die Band erhielt damals Hausverbot vom Wirt. Nur dank Kuno Laueners Charme konnten Züri West den zweiten Konzertabend retten.
Das Gespräch führte Béatrice Kern.