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Amerikanische Flugzeuge lassen Bomben fallen.
Legende: US-Bomber über Nordkorea, 1950. «There'll be fire, dust and metal», sang Country-Barde Jackie Doll. Imago/UIG

CD-Box «Battleground Korea» La, la, lasst es Bomben regnen

Schrecklich, bizarr und verstörend: Eine kuriose Sammlung von Songs und Archivtönen blickt zurück auf den Koreakrieg.

Wie sich doch die Schreckensbilder von damals und heute gleichen: Rote Atomraketen zertrümmern die USA, pulverisieren die Freiheitsstatue, regnen auf US-Soldaten nieder.

Die CD-Box «Battleground Korea» zeigt in Ton und Bild, wie der historische Korea-Konflikt aus US-amerikanischer Sicht wahrgenommen wurde. Im Begleitband lebt er in grellen Farben auf.

Bilder von Marylin Monroes patriotisch-erotischen Auftritten vor den kämpfenden Truppen und Propaganda-Poster aus Nordkorea zeigen: Amerikas Krieg in dem fernen, unbekannten Land war ein Krieg der Ideologien. Die Feinde sassen in Moskau und Peking.

Dieser Krieg hatte auch seinen Soundtrack. Patriotische Märsche, besinnlicher Blues und religiös verbrämte Balladen gaben in den USA die Begleitmusik.

Blues goes Korea

Die ganz grossen Stars der frühen 1950er-Jahre haben um den Korea-Krieg einen Bogen gemacht. Dafür erzählten Country-, Blues- und Gospelsänger die traurigen Geschichten von den Söhnen Amerikas, die nach Korea geschickt wurden.

Einen Hauch von Ironie lässt Jazz-Legende Fats Domino anklingen. In seinem Song «Korea Blues» singt er: «Wir müssen dorthin gehen und ihnen zeigen, was es heisst, wirklich hart zu sein.» Propaganda klingt anders. Korea war ein ferner Planet – bedroht von «kommunistischen Horden», wie es in der Propaganda hiess.

Country macht Propaganda

Über allem schwebte die Atombombe: «There'll be fire, dust and metal flying all around and the radioactivity will burn their playhouse down» – Country-Barde Jackie Doll und seine Pickled Peppers waren überzeugt davon, dass erst die Atombombe alles richten und die Feinde vernichten würde.

Passend dazu hören wir auf einer anderen CD den herrischen General MacArthur, der seinen ganz eigenen Privatkrieg führte, und einen US-Senator, der seelenruhig den Einsatz der Atombombe erwägt. Historische Momente, die einem einen eiskalten Schauer über den Rücken laufen lassen und an die derzeitige Situation in Korea erinnern.

CD-Hinweis

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«Battleground Korea: Songs And Sounds Of America's Forgotten War», Bear Family Records, 2018.

Eine Puppe bittet um Blut

Ein makaberes Tondokument verdient besondere Aufmerksamkeit: Ausgerechnet eine prominente Puppe aus dem Fernsehprogramm für Kinder wurde aufgeboten, um für Blutspenden zu werben.

Howdy Doody, eine pausbäckige Marionette im Westernkostüm, bittet die Kinder um das Blut ihrer Eltern. Im Hintergrund hört man passenden Schlachtenlärm.

«Es gibt Frieden in Korea»

Von der Country-Legende Tex Ritter gibt es ein sentimentales, von Hammond-Orgel-Klängen begleitetes Requiem auf Daddys letzten Brief vor seinem letzten Gefecht. Trauer und Kitsch stehen hier dicht beisammen.

Am Ende jubelt die Blues-Sängerin Rosetta Tharpe: «There‘s peace in Korea», so wie es General Eisenhower versprochen hatte.

Tex Ritter mit Cowboy-Hut neben einem Pferd
Legende: Auch er hat über den Koreakrieg gesungen: Country-Legende Tex Ritter. Getty Images/Keystone Features

Verstörender Ausflug in den Kalten Krieg

Der Erkenntniswert dieser Edition hat seine Grenzen, denn die gut 120 Titel wiederholen sich in der Klangfarbe, dudeln ohne Unterlass wie eine Veteranen-Jukebox.

In der Summe ist «Battleground Korea» dennoch ein aufschlussreicher Ausflug zu den klingenden Ursprüngen der Korea-Krise, die heute mehr denn je die Welt in Atem hält.

Nur bejubeln heute keine Country-Sänger mehr den Abwurf der Atombombe – das übernimmt der Mann im Weissen Haus höchstpersönlich auf seinem Twitter-Kanal.

Sendung: Radio SRF 2 Kultur, Kultur kompakt, 14.05.2018, 17.10 Uhr

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