Sie hat früh begonnen. Mit elf Jahren schon formiert sie ihre erste Band. Die Leute nennen sie bald «Little Aretha», nach Aretha Franklin.
Was andere erdrücken würde, spornt Chaka Khan an. Sie gibt Vollgas, verlässt die Schule, tourt schon als Teenager durch die Clubs von Chicago. Ihre Riesenstimme ist ihre Visitenkarte.
Mehr als die Frontfrau
Es ist eine intensive Zeit. Bald auch eine Zeit vieler Kämpfe. Nicht zuletzt in der Band, die ihr eigentlich das grosse Sprungbrett bereitstellt: «Rufus».
Als sie 1972 bei der Funk-Band «Rufus» zu singen beginnt, ist Chaka Khan noch immer ein Teenager. Mit «Tell Me Something Good» startet die Band durch.
Dass Chaka Khan mehr ist als einfach die Frontfrau, wird schnell klar. Die Kraft in ihrer Stimme, ihre junge und freizügige Ausstrahlung, nie vulgär, aber immer sehr sexy: Bald schon heisst die Band «Rufus featuring Chaka Khan» – zurecht.
Eifersüchtiger Ehemann
Als Jüngste in der Band wird sie sehr behütet von ihren Bandkollegen. Eifersüchtig wachen sie darüber, dass Chaka Khan nach den Konzerten keine Männer aufs Zimmer nimmt.
Absurd, wenn man bedenkt, dass Chaka Khan in dieser Zeit bereits zum ersten Mal geschieden ist, ein Kind hat von einem bereits schon wieder geschassten Freund.
Ihre zweite Ehe macht die Sache dann noch schlimmer: Die Jungs aus der Band sind schon kritisch eingestellt gegenüber ihrem Sex-Appeal auf der Bühne. Jetzt kommen klare Ansagen in Sachen Dresscode von ihrem eifersüchtigen Mann.
Kreative Kämpferin
Aber Chaka Khan ist eine Kämpferin. In einem Prozess, der mehrere Jahre dauert, strampelt sie sich frei von der Band «Rufus» und von ihrem zweiten Ehemann.
Ausgerechnet in dieser Zeit macht sie ihre beste Musik. «Tell Me Something Good» ist ein Meisterwerk. «Sweet Thing» dominiert sechs Wochen in Folge die R’n’B-Charts.
Noch während sie bei «Rufus» singt, nimmt sie mit 25 ihre erste Solo-Platte auf und zeigt mit dem Lied «I’m Every Woman» , dass sie sehr gut alleine zurechtkommt.
Im Herbst 1983 erscheint – noch einmal zusammen mit «Rufus», weil sie vertraglich immer noch an die Band gebunden ist – der Track «Ain’t Nobody» , bis heute eine der Erkennungsmelodien für Chaka Khan.
Einen Hit spielt sie lieber nicht mehr
1984 ist sie anfangs 30 und endlich frei. Sie spielt nicht mehr mit «Rufus» und ist geschieden von ihrem zweiten Mann. Es ist das Jahr von «I Feel For You» : ein Riesenhit in den Charts, geschrieben von Prince höchstpersönlich.
Was passiert, jetzt, wo sie scheinbar alle Kämpfe gewonnen hat? Sie sei peinlich berührt von diesem Track, meint sie. In einem Interview in der Sendung «Glanz & Gloria» im vergangenen Jahr sagt sie, wenn es eine Nummer gäbe, die sie lieber nicht mehr singen würde – es wäre «I Feel For You».
Zurück in bessere Zeiten
Das Stück ist symptomatisch für die folgenden Jahre. Von aussen besehen bestimmt Chaka Khan, wo es musikalisch langgeht. Aber die meisten Tracks aus dieser Zeit altern eher schlecht. Dazu kommen Alkohol- und Drogenmissbrauch, Aufenthalte in Reha-Kliniken.
Ihre musikalischen Spitzenleistungen hat Chaka Khan gebracht, als sie mitten im persönlichen Befreiungskampf steckte. Eindrücklich ist ihre aktuelle Musik aber alleweil.
Auf «Funk This» von 2007 grooven ihre Begleitmusiker wie die Hölle. Chaka Khan singt sich mit ihrer nach wie vor wuchtigen Stimme zurück in bessere Zeiten.