Bereits im 15. Jahrhundert schreibt ein Komponist vom andern ab. Es wird gegenseitig gestohlen, umgearbeitet und neu verwendet, kurz man macht Cover-Versionen. Das ist Usus. Schon damals.
Da schreibt ein Komponist ein Lied. «De tous biens plaine» heisst es, und schon bald wird es zum Superhit, überall im französich-flämischen Raum. Ganz ohne Netz, Twitter und Facebook. Es ist ein Liebeslied, was sonst: die Herrin, die Meisterin, die Gebieterin, sie wird musikalisch angeschmachtet. Ohne Vorspiel setzt der Sänger gleich mit seiner Anbetung an und singt los, ganz fein und dezent, wie es sich gehört, begleiten ihn die Instrumente. Wie das fein gearbeitete und dezent verzierte Collier, das die Damen zu dieser Zeit tragen.
Gecovert nach 500 Jahren
Alexander Agricola aus Gent ist so von dem Stück begeistert, dass er die Melodie gleich über ein halbes Dutzend mal verarbeitet. So überlebt der Superhit zunächst mal mehr als 100 Jahre.
Das Ensemble Leones, eine Gruppe eingefleischter Renaissance-Musiker um den Lautenisten Marc Lewon, haben dieses Chanson und noch weitere Hits aus dem 15. Jahrhundert im Repertoire. Ausserdem haben sie gleich noch moderne Fassungen dazu komponieren lassen. Zu Cover-Versionen nach über 500 Jahren.