Die Musik des schwedischen Duos JJ aus Göteborg ist nicht revolutionär. Auch ihr Erfolgsrezept scheint nicht besonders innovativ zu sein: Auf ihren Mixtapes verpassen Joakim Benon und Elin Kastlander nordamerikanischen R&B- und Rap-Songs von Akon, Lil Wayne, The Game und anderen einen neuen Farbanstrich. Doch die klingen besser als erwartet.
Zwischen Würdigung und Parodie
Denn wenn weisse Musiker schwarze US-Rap- oder R&B-Musik covern, kommt's normalerweise nicht gut. Bei den unzähligen, missglückten Songwriter-Weichspühl-Versionen von US-Rap-Hymnen auf Youtube – zum Beispiel Nina Gordons Version von NWA’s «Straight outta Compton» – drückt man am besten schnell die Stopp-Taste. Doch JJ beherrschen die Wanderung auf diesem sehr schmalen Grat zwischen Würdigung und Parodie ausgesprochen gut.
Das Original
Das zeigt auch ihre Version von «Birthday Sex» des R&B-Sängers Jeremih aus Chicago. Der Song war in den USA der Radio-Hit im Jahr 2009. Fast 40 Millionen Youtube-Views, über eine Million Exemplare davon wurden verkauft. «It's your birthday so I know you want to ride out / Even if we only go to my house / Sip mo-eezy as we sit upon my couch» singt Jeremih – typische Chart-Musik voll von Effekten und schamlosen Zeilen. Dass solche Worte aus dem Mund einer weissen Indie-Pop-Sängerin aus Schweden vielleicht etwas deplatziert wirken würden, versteht sich von selbst.
«Vom Hip-Hop zu Alltagsflucht-Musik»
Deshalb haben JJ diesen feuchten Traum in ein melancholisch-verträumtes Pianostück verwandelt. Weniger aufdringlich, musikalisch aufs Nötigste reduziert. Zudem kommt ihre Version nur mit einem Bruchteil des Original-Texts aus: alle zu offensichtlichen, zu szene-besetzten Floskeln haben sie weggelassen – auch die plumpe Hauptzeile «Don‘t need candles or cake / just need your body to make… birthday sex».
So muss man den Sex bei JJ zwischen den Zeilen suchen. Und das ist gut, denn auch hier gilt: weniger ist manchmal mehr. Ein bekanntes Musikportal bezeichnete die beiden einmal als «zwei introvertierte Freunde, die R&B und Hip-Hop mögen und daraus Alltagsflucht-Musik machen». Damit ist eigentlich alles gesagt.