Das Original
Mani Matter war eine Ikone meiner Kindheit: Für meine Mutter, eine Bernerin im Zürcher Weinland, gehörte er zu den ganz Grossen, lange bevor er die nationale Bühne eroberte. Und als er 1972 auf der Autobahn auf der Fahrt zu einem Auftritt in Rapperswil tödlich verunfallte, war ich auf den Tag genau fünf Jahre alt. Meine Mutter zündete eine sechste Kerze an und wurde ganz still.
Bernische Trockenheit
Geblieben sind die Lieder von Mani Matter. Sie sind – um einen Begriff von Gottfried Benn zu verwenden – «dehydriert», entwässert also: bernische Trockenheit, umgemünzt in poetische Präzision. Mit sparsamsten Mitteln erzählt Matter luzide Geschichten und kleine Daseins-Parabeln, die bis heute gültig sind.
Gecovert wurde Matter schon in den 1980er-Jahren: Als erstes von Kuno Lauener und seiner Band Züri West. Die wiederum brachten Stephan Eicher auf die Idee, es ihnen gleich zu tun: Der Rock-Poet coverte «Hemmige», beschleunigte das Tempo und reicherte üppig an mit Bläsern, Streichern und Akkordeon.
Unverändert blieb der berndeutsche Text. Damit stürmte Eicher 1992 nicht nur die Schweizer Single-Hitparade, sondern auch die französische. Mehr noch: Er brachte es fertig, dass an Konzerten in Frankreich der ganze Saal mitsang – und zwar auf Berndeutsch. Das hätte wohl auch Mani Matter mit ein bisschen Stolz erfüllt.