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Musik Das abgründige Universum der Sophie Hunger

Die Schweizer Sängerin Sophie Hunger zieht mit ihrem Album «Supermoon» in die Welt hinaus und präsentiert ihren Fans eine melancholisch-glückliche Ode ans Unterwegssein. Ihre 18 neuen Liedern sprengen musikalische Grenzen – dabei wollte sie eigentlich nie mehr auf der Bühne stehen.

«Ein Glas Büffelgraswodka, bitte!» Nach einem ihrer Konzerte genehmigte sich Sophie Hunger in ihrem Zürcher Stammlokal Helsinki Klub ihr Lieblingsgetränk. Wie immer. Doch diesmal hinterliess es einen schalen Nachgeschmack. Der Kreislauf war durcheinander.

Da habe sie gemerkt, dass sie eine Pause brauche, sagt sie im Gespräch. Bloss keine Musik mehr. Nach über sechs Jahren auf Tour und 250'000 verkauften Alben hatte die Schweizer Songwriterin genug vom Scheinwerferlicht. «Damals war es mein Ziel, nie mehr auf der Bühne zu stehen.»

Die Kunst des Umherschweifens

Kurz darauf tankte Sophie Hunger in Kalifornien Energie, zog von einer Airbnb-Unterkunft zur nächsten und griff in der Fremde bald wieder zur Gitarre. Das Ergebnis einer knapp zwei Jahre dauernden Auszeit: Ein vielfältiges Album mit 18 Liedern, die musikalische Grenzen sprengen.

Viele Songs auf «Supermoon» zelebrieren das Unterwegssein. Mit «Queen Drifter» hat Hunger eine poetische Hymne an eine Generation geschrieben, die ihrer Berufung irgendwo auf dem Erdball folgt – jenseits vom nationalstaatlichen Denken.

Heimatlos – und endlich frei

Das Umherschweifen ist auch ihre Antwort auf die Resignation des Älterwerdens. Sie sucht stattdessen das Abenteuer. «Ich wott meh vom Lebe, aber ich chume sicher hei go sterbe», wie sie im Schweizerdeutschen Lied «Heicho» singt.

Weshalb hat Sophie Hunger ihren Zürcher Wohnsitz aufgegeben? Die 32-jährige Schweizerin denkt kurz nach. Sie habe erst gedacht: «Du musst ein Zuhause haben, sonst drehst du durch». Sie habe aber ihrem Beruf in die Welt hinaus folgen müssen. Damit gesteht sie sich ihre Heimatlosigkeit ein. Und die fühlt sich befreiend an.

Hallo Welt!

Die amerikanische Folkmusik hat auf dem neuen Album tiefe Spuren hinterlassen. Im Videoclip ihrer ersten Auskopplung «Supermoon» verschmelzt die karge Mondlandschaft mit der melancholischen Gitarre und der dunklen Stimme.

Beim Duett «La Chanson d'Hélène» mit dem Ex-Fussballstar Éric Cantona verortet sich Hunger hingegen wieder im Liedergut der «Grande Nation». Zusammen wandeln sie auf Romy Schneider und Michel Piccolis Spuren.

Sophie Hungers fünftes Album öffnet einen weiten musikalischen Horizont. Und eines wird klar: Die Schweiz ist ihr zu klein geworden. Ein Blick auf den Tourneeplan widerspiegelt diese Entwicklung. Die Songwriterin wird auf ihrer Europatour in der Schweiz nur einen kurzen Zwischenhalt machen: Sie gibt ein Konzert in Zürich und tritt am Montreux Jazz Festival sowie am Luzerner Blue Balls Festival auf.

Mittlerweile schmeckt auch der Lieblingsdrink wieder. «Ich heb' mein Glas und salutier' dir Universum», singt Hunger. In diesem Sinne: Ein Glas Büffelgraswodka, bitte!

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