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«Kinshasa Symphony»
Aus Kultur Extras vom 23.03.2013.
abspielen. Laufzeit 31 Sekunden.
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Musik Das einzige Sinfonieorchester Zentralafrikas

«Kinshasa Symphony» porträtiert das Sinfonieorchester der kongolesischen Hauptstadt, das einzige in Zentralafrika. Der Dokumentarfilm belauscht die Proben auf der Strasse und lässt Beethoven und Verdi erklingen wie von einem anderen Stern.

Musik verändert die Welt. Diese Vorstellung ist romantisch, weltfremd auch. Vor allem in unseren marktoptimierten, formatradio-beschallten Breitengraden. Der Film «Kinshasa Symphony» hingegen zeigt das Gegenteil: Musik als Lebenselixier, Hoffnungsstrahl, Überlebensstrategie. Das «Orchestre Symphonique Kimbanguiste», 1994 vom Piloten und Dirigenten Armand Diangienda gegründet, trotzt Bürgerkriegen, Plünderungen und Stromausfällen. Egal, was passiert, geprobt wird wann immer möglich. In einem lärmigen Hinterhof in den Strassen der kongolesischen Hauptstadt Kinshasa.

Bremskabel als Saiten

In den Wirren des Bürgerkriegs sind dem Orchester viele Instrumente abhandengekommen. So machen sich die Handwerker unter den Musikern daran, selber Instrumente zu bauen. Die Felge eines Kleinbusses wird zur D-Glocke umfunktioniert, eine Trompete zur C-Trompete umgebaut, Bremskabel dienen notfalls als Saiten, ein Kontrabass wird geopfert, um die Bauweise für den Nachbau zu studieren.

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Albert Nlandu Matubanza, Orchesterdirektor und Schreiner
Aus Kultur Extras vom 23.03.2013.
abspielen. Laufzeit 1 Minute 22 Sekunden.

Beethoven als Musik der Strasse

In ihrem Kosmos lässt das «Orchestre Symphonique Kimbanguiste» Beethoven, Carl Orff oder Verdi erklingen wie Musik von einem anderen Stern. Das lässt das Klischee der klassischen Musik als elitäre Kunstform verblassen. Hier geht es nicht um technischen Hochleistungssport, Big Business oder den Unterschied zwischen U- und E-Kultur. Es geht hier um Musik, für die gekämpft wird und die um jeden Preis gespielt werden will.

Für die Musiker, die meisten von ihnen übrigens Laien, ist die Orchesterprobe ein Lichtblick im hindernisreichen Alltag in einer der chaotischsten Hauptstädte der Welt. Sie leben für ihre Musik mit einer Leidenschaft, wie das in keiner Carnegie Hall, in keinem KKL zu erleben ist. Klassische Musik als Musik der Strasse – wie in «Kinshasa Symphony» hat man das nie gesehen.

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