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Das Ende der Beatles Als auch alle «Help!»-Rufe nichts mehr nützten

Vor 50 Jahren lösten sich die Beatles auf. Aber der Einfluss der berühmtesten Band aller Zeiten ist bis heute spürbar.

Paul McCartney ist der reichste Musiker aller Zeiten. Sein Vermögen wird auf 1.2 Milliarden Dollar geschätzt. Er verdient heute pro Jahr noch weit mehr, als es jüngere Musiker tun. Denn die Beatles verkaufen immer noch gut.

Allerdings hätte es auch anders herauskommen können. 1969 begann es im Innern der Band zu kriseln.

Es kam zum Streit über die Finanzen des riesigen Wirtschaftsimperiums namens «Beatles»: John Lennon, George Harrison und Ringo Starr wollten einen bestimmten Finanzberater – Paul McCartney einen andern. Daran zerbrach die Band, die wie kaum eine andere die Sixties geprägt hatte.

Musikalische Revolution

Diese Sixties begannen 1962. In den USA tauchte ein junger Folk-Sänger aus einer Provinzstadt in Minnesota auf, der zum wichtigsten Songtexter seiner Generation werden sollte. In England gab ein Quartett von Musikern aus Liverpool seine erste Single heraus, der erste Schritt auf dem Weg zur wichtigsten Band aller Zeiten.

Bob Dylan und die Beatles lösten gemeinsam die grosse musikalische Revolution der Sixties aus: Dylan erweiterte die textlichen Möglichkeiten des Popsongs – die Beatles erweiterten das Vokabular stetig weiter. Plötzlich gab es eine massentaugliche Kultur von Jugendlichen für Jugendliche, mit grossem Anspruch.

ein Foto von jungen Männern, die ein indisches Instrument üben
Legende: Immer auf der Suche nach Neuem: George Harrison bekam 1966 in Neu-Delhi eine Sitar-Stunde. imago images

Die Beatles als Bibel

Die Beatles waren von Anfang an auf der Suche. Zuerst kamen vier Alben mit munterem Pop-Soul – zum grossen Teil aus eigener Feder, was damals noch nicht selbstverständlich war.

Dann begannen sie, ihr eigenes musikalisches Repertoire in die Breite zu entwickeln: hier eine indische Sitar, dort ein Streichquartett, dann wieder harte Drumbeats und verzerrte Gitarren. Zwischen «A Hard Day’s Night» (1964) und «Sgt. Pepper’s Lonely Hearts Club Band» (1967) liegen Welten.

Das «White Album» von 1968 entwarf ein riesiges musikalisches Panorama, als wären fünf Bands am Werk. Die Beatles erfanden in ihrer Lebenszeit viele Strickmuster der Pop- und Rockmusik. Kein Wunder, wurde ihr Werk zur Bibel unzähliger Musikerinnen und Musiker aus Rock, Blues und Jazz.

Die Beatles wurden von der Stimmung des Aufbruchs der 1960er-Jahre getragen – und lösten diese Stimmung mit aus. Plötzlich war es möglich, dass vier Kinder der Arbeiterklasse aus Liverpool das gesellschaftliche Leben Londons, ja sogar der westlichen Welt bestimmten. Während ihrer Zeit waren die Beatles omnipräsent.

Gesichter der Revolte

Sie standen als Symbol einer Jugend, die ihre Eltern hinterfragen durfte, die mehr Freiheiten wollte, die nicht mehr auf das Leben warten wollte, bis sie erwachsen war.

Die vier Liverpooler wurden Ikonen der Popkultur. Einerseits musikalisch: Das hört man an diesem Song-Katalog, der in der Geschichte der populären Musik seinesgleichen sucht und seit 50 Jahren von Musikern in den verschiedensten Stilen immer wieder besucht wird.

Ein schwarz-weiss Foto eines begeisterten Publikums
Legende: Vier Männer, eine Massenhysterie: Die Beatles lösten nie gesehene Begeisterungsstürme aus. Keystone

Stilikonen

Andererseits ging ihr Einfluss weit über das Musikalische hinaus. Die Beatles waren witzig, charmant und frech genug, es der Obrigkeit mit einem Augenzwinkern zu geben.

Unvergesslich bleibt die Bühnenansage John Lennons an einem Konzert für die königliche Familie: «Mögen die Menschen auf den billigen Sitzen klatschen, die andern sollen mit ihren Juwelen rasseln.»

Die Beatles wurden auch zu Stilikonen. Anfangs mit Pilzköpfen und den Beatles-Boots, im Verlauf des Jahrzehnts aber wurden ihre Kostüme – parallel zur Musik – phantasievoller, psychedelischer.

ein Foto von vier bunt angezogenen Männern
Legende: Kleidung, Frisuren, Klamotten: Der Look der Beatles wurde auf der ganzen Welt kopiert. Keystone

Was die Beatles als Symbolfiguren jener Zeit taten, wurde kopiert. So wurde die Welt bis Ende der 1960er-Jahre dieses kleine bisschen bunter.

Die Beatles waren auch eine grosse wirtschaftliche Maschine geworden. Das löste Begehrlichkeiten aus. 1969 wollten sie einen neuen Manager. McCartney schlug seinen neuen Schwiegervater Lee Eastman vor.

eine schwarz-weiss Aufnahme von John Lennon mit einem Mann, der ein Papier unterschreibt
Legende: Grosser Knatsch um Allen Klein (li.): Nur drei der Beatles wollten den Geschäftsmann als Manager (hier an der Seite von John Lennon und Yoko Ono). Keystone

Die anderen votierten für Allen Klein, der den Rolling Stones gerade zu einem einträglichen neuen Vertrag verholfen hatte. McCartney traute Klein aber nicht und so kam es zum Streit.

Harrison, Lennon und Starr nahmen Klein als Manager, doch auch diese Konstellation endete im Rechtsstreit. Im Rückblick muss man McCartney wohl recht geben.

So blieb das viele Geld, das die Band generierte, in eigenen Händen. Und dieser Erfolg hält bis heute an – auch dank der grossartigen künstlerischen Leistung der vier jungen Musiker aus Liverpool.

Radio SRF 2 Kultur, Kontext, 8.4.2020, 9:02 Uhr

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