Wenn dank Wagners Musik dem Publikum die Geschichte des «Fliegenden Holländers» unmittelbar «ans Herz» geht, so ist sie allerdings für den Regisseur zuerst einmal ein Problem. Wie kann man heute noch glaubhaft ein Geisterschiff mit singenden, saufenden und tanzenden Matrosen auf die Bühne bringen? Oder soll man das alles als Hirngespinst verstehen?
Regisseur und Intendant Andreas Homoki geht einen Mittelweg, wenn er die «Holländer»-Handlung als Gespenstergeschichte versteht. Schliesslich entspringen Gespenster der menschlichen Einbildungskraft, aber die Furcht vor ihnen ist deshalb nicht weniger real.
Für Homoki spielt Wagners Oper zur Zeit ihrer Entstehung, also im 19. Jahrhundert des Kolonialismus. Ferne, rohstoffreiche Länder werden skrupellos erobert, erfasst, ausgebeutet, buchhalterisch registriert. Doch diese Welt rächt sich: In Homokis Inszenierung erfasst ein Flächenbrand auf einer Weltkarte schliesslich auch Europa.
Prominente Sängerbesetzung
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Für seine Inszenierung hat Homoki eine prominente Besetzung gewinnen können. Der Veteran Matti Salminen singt Daland, Anja Kampe seine Tochter Senta, die den Holländer erlösen will. Der eigentliche Clou gelang Homoki allerdings mit dem Engagement von Bryn Terfel, der acht Vorstellungen singen wird – die andern übernimmt sein Kollege Terje Stensvold.
Der walisische Star singt erstmals am Opernhaus – wenn er denn singt. Der eigenwillige Sänger-Darsteller, der gern erwähnt, dass er ein Bauernsohn und ungern lange weg von zu Hause ist, ist nämlich auch berüchtigt für seine Absagen.
Nächste Vorstellungen von «Der fliegende Holländer» mit Bryn Terfel sind am 3. und 5. Juli 2013.