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Zum Tod des Hitproduzenten Frank Farian
Aus Audio Aktuell SRF 3 vom 23.01.2024. Bild: Keystone/DPA/Karlheinz Schindler
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Der Mann hinter Milli Vanilli Hitproduzent Frank Farian ist gestorben

Er war der «Daddy Cool» der Popmusik: Der deutsche Popmusik-Produzent und Ex-Schlagersänger Frank Farian ist im Alter von 82 Jahren gestorben.

Frank Farian war Gründer und Produzent von Bands wie Milli Vanilli und Boney M. und erlebte die Höhen und Tiefen der Musikbranche hautnah. Nun ist er im Alter von 82 Jahren zu Hause in seiner Wahlheimat Miami gestorben. Das teilte die Agentur Allendorf Media unter Berufung auf seine Familie mit.

Farian schuf tanzbare Welthits wie am Fliessband – und produzierte seit den 1970er-Jahren Pophits wie «Daddy Cool» oder «Rasputin». Der Erfolg überraschte ihn selber, wie er einst in einem Interview sagte: «Ich hatte immer gedacht, ich schaffe es nicht. Es sah ja auch anfangs nicht danach aus.»

Der Mann im Hintergrund

Als Franz Reuther kam er am 18. Juli 1941 in Kirn an der Nahe auf die Welt, als Frank Farian stand sein Name für internationalen Erfolg im Musikgeschäft. Seit er Teenies Mitte der 1970er-Jahre mit seinem traurigen Hit «Rocky» zum Weinen brachte, trat er selbst kaum noch auf – das sei «irgendwann vorbei gewesen».

Als Mann im Hintergrund, als Produzent, begann sein Mega-Erfolg. Etwa mit der Gruppe Boney M.. Den ersten Titel «Baby Do You Wanna Bump» (1975) sang Farian selbst.

Weil er das vielstimmige Lied auf der Bühne nicht solo aufführen konnte, suchte er eine Band, die den Song präsentieren sollte. Zwei Mitglieder sangen live, zwei weitere bewegten die Lippen. Mit Erfolg: Hits wie «Rivers of Babylon» oder «Ma Baker» sind Popgeschichte.

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Aus dem Archiv: Auftritt von Boney M. (1978)
Aus Archivperlen vom 28.03.2018.
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Skandal mit Milli Vanilli

Mit Milli Vanilli folgte ein ähnliches Projekt – das jedoch zum Skandal im Musikbusiness wurde. Der Disco-Hit «Girl You Know It's True» der Jugendfreunde Robert «Rob» Pilatus und Fabrice «Fab» Morvan verkaufte sich Ende der 1980er weltweit mehr als 30 Millionen Mal.

Das erste Milli-Vanilli-Album wurde in den USA 1989 sechsmal mit Platin ausgezeichnet, das Münchner Duo gewann einen Grammy für die besten neuen Künstler.

Später wurde bekannt, dass die beiden gar nicht selbst gesungen, sondern die Lippen zu den Stimmen professioneller Sänger bewegt hatten. Der Fall gilt bis heute als einer der grössten Betrugsskandale der Musikgeschichte. Ein Film von Regisseur Simon Verhoeven erzählt die Geschichte derzeit im Kino.

Er startete als Koch

Der Erfolg auch mit Bands wie Eruption und No Mercy war Farian nicht in die Wiege gelegt worden. Seinen Vater hat er nie kennengelernt, er fiel vor seiner Geburt im Krieg. «Meine Mutter war meine persönliche Trümmerfrau. Sie hat alle Steine aus dem Weg geräumt und mir alles ermöglicht, obwohl wir kein Geld hatten.»

Frank Farian (Mitte) mit Mitgliedern der Band Boney M. bei einem Auftritt 1985 in Dortmund.
Legende: Frank Farian (Mitte) mit Mitgliedern der Band Boney M. bei einem Auftritt 1985 in Dortmund. Keystone/AP/Karl-Heinz Kreifelts

Mit 14 zog der junge Franz zu Verwandten ins Saarland und lernte Koch. Die musikalischen Anfänge waren bescheiden. Auf einem Familienabend steckte ihm der Pfarrer einen Groschen zu, weil er «Der Mond ist aufgegangen» so schön gesungen hatte – «meine erste Gage».

Mit seiner Band «Die Schatten» nahm Farian 1963 in einem früheren Stall die erste Platte auf. «In der Mitte standen ein Mikrofon und ein Tonbandgerät.»

Vom Saarland nach Miami

Später zog es ihn nach Miami – und mit Boney M. zu Konzerten rund um die Welt. Farian gewann Goldene Platten und feierte Chart-Erfolge – doch das Geheimnis seines grossen Erfolges, betonte Farian einmal, habe er nicht entschlüsseln können.

Audio
Archiv: Schlagermosaik – Frank Farian
aus Audio MW vom 27.02.2023. Bild: Keystone/Picture Alliance/Röhnert
abspielen. Laufzeit 3 Minuten 18 Sekunden.

Wenn er einen Song gemischt habe, habe er an seine Zeit als Koch gedacht. «Es geht immer um die Zutaten. Man kann zwar sagen, man wird Musiker, aber vieles ist dann Glück. Erfolg ist nicht planbar.»

Radio SRF 3, 23.01.2024, 13:40 Uhr;

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